Die Erwartungen sind groß, kündigt sich doch das Hotel als ein "Zufluchtsort der Spiritualität" an und verspricht "seelische Erneuerung" und "himmlischen Frieden". Das sollte der Hotelgast jedenfalls nicht ganz ernst nehmen, sonst passiert es, dass er vergeblich auf die Erneuerung wartet und enttäuscht ist.

- © Silvia Matras
© Silvia Matras

Wer jedoch mit der ganz unprätentiösen Einstellung eines Urlaubers anreist, der für ein, zwei Tage eine ruhige Unterkunft sucht, von der aus er Sopron und die Umgebung erkunden kann, der wird sich wohl fühlen. Denn die Verköstigung ist schwer in Ordnung, und die Zimmer sind stilvoll eingerichtet.

Wie im Märchen

Doch zurück zu den Anfängen. 1482 errichteten Mönche des Paulinerordens das Kloster und die kleine Kirche unweit des Klosters, ein Juwel der romanischen Baukunst. 1786 löste Joseph II. das Kloster auf, und das Gebäude wurde als Wohnhaus, später als Spital genützt. 1891 zogen die Karmeliterinnen ein. Auch sie mussten 1950 weg, kehrten aber 1970 wieder zurück. Doch das Gebäude war in einem denkbar schlechten Zustand. Dach und Mauern fielen buchstäblich über den armen Schwestern zusammen. Die Rettung kam via Fernsehen und gleicht einem modernen Märchen. Priorin Elisabeth sah eines Tages den ungarischen Bankier, Mäzen und Kunstsammler Gabor Kovacs in einer Fernsehsendung. Sofort rief sie noch während der Sendung an, wurde mit ihm verbunden, schilderte ihm den Verfall des Klosters, und dann geschah das Wunder: Gabor Kovacs kaufte es noch während der Sendung, ohne es je gesehen zu haben. Die aufwendige Renovierung kostete

über vier Millionen Euro. Die Hälfte brachte Kovacs auf, den Rest steuerten diverse Fonds aus Island, Liechtenstein und Norwegen bei. Aus den ehemaligen Mönchszellen schuf die ungarische Manufaktur "Zeller" stimmungsvolle Zimmer, deren edel wirkende Einrichtung sehr an den Jugendstil angelehnt ist.

Was tun?

Wahrscheinlich ist die naive Frage, was man hier "tun" kann, schon der falsche Ansatz. Denn die Angebote des Hotels sind denkbar einfach: gut essen, gut schlafen, nicht fernsehen, nicht saunieren, nicht telefonieren, nicht randalieren, einfach nur entspannen - "seelenwellnessen" nennt man das hier, bitte schön. Bleiben wir gleich beim Thema "essen". Victor Varga versorgt die Gäste mit leichten Köstlichkeiten. Da gibt es keine neumodische Fusionsküche oder sonst irgendwelche Fisimatenten, sondern einfache, aber geschmackvoll zubereitete Speisen aus dem regionalen Angebot: Gemüse vom Bauern, Fleisch vom Fleischhauer aus dem Dorf, Kräuter aus dem Garten und selbstgebackenes Brot. Das dunkle Brot mit Oliven oder Nüssen zum Beispiel. Da isst man gleich einmal drei Schnitten weg wie nichts. Wenn der freundliche Ober fragt: "Noch etwas Klosterwasser?", dann nickt man zwar höflich, aber eigentlich freut man sich auf den Wein. Denn der kommt aus der Kellerei "Grof Buttler" und die gehört - leicht zu erraten - dem Herrn Kovacs. Der scheint nicht nur viel von Bankgeschäften zu verstehen, sondern liebt auch einen guten Tropfen. Der Chardonnay ist himmlisch, die rote Sonderabfüllung aus 2007 versetzt einen endlich in die auf dem Hotelprospekt versprochene Spiritualität. Serviert werden Speis und Trank in dem wunderbaren Refektorium aus 1719. Stuck im Rokokostil, Fresken mit Bildern von Eremiten und Mönchen und ein auf die Wand gemaltes lateinisches Gebet erinnern immer wieder daran, wo man ist und isst. Ein wenig nerven da die Mönchsgesänge vom Band. Bitte, bitte abstellen, möchte man dem Kellner zurufen! Entweder essen oder Musik hören. Dann aber live und nicht vom Band!