Der Griller ist geputzt, die Holzkohle gekauft, Fleisch und Getränke sind im Kühlschrank. Es dauert nicht mehr lange, und Balkon oder Garten werden wieder zu Küche und Esszimmer. Bis dahin bleibt noch Zeit für ein paar Fragen:

Ist Grillen das einfachste Essen?

Ein Grill, etwas Kohle und ein Stück Fleisch, fertig ist der Duft des Sommers. Das einfachste Essen der Welt, sollte man meinen. Spätestens beim Grillerkauf im Baumarkt merkt man, dass das Gegenteil der Fall ist. Der Weg zum einfachsten Essen scheint komplizierter als gedacht: Die Auswahl an Feuerstellen ist immens, beflissene Verkaufsberater referieren über die Unterschiede von Gas- und Holzkohlengrill, die Bedeutung des Deckels und überhören schüchterne Einwände, man wolle eigentlich nur ganz unkompliziert Würstel und Koteletts auf den Griller werfen. Bei Würstel und Kotelett bleibt es nämlich längst nicht mehr.  Auch Grillkäse, Gemüse oder gegrillte Bananen zur Nachspeise gehören schon zu den Klassikern, die professionellen Grillmeistern nur ein mitleidiges Gähnen entlocken. Wer einen Blick in Grill-Kochbücher wirft, merkt, dass es eigentlich nichts gibt, das man nicht im Freien kochen, braten oder gar backen könnte. Ein zartrosa Schweinsbraten mit Kruste ist kein Problem, ebenso wenig ein knuspriger Fisch. Aber auch Risotto, Pizza oder ein Obstkuchen können mit Hilfe eines Grillers im Freien entstehen. Alles ist möglich: Kürzlich wurden von einem Grillerhersteller sogar Formen zum Krapfenzubereiten auf den Markt gebracht. Auch wenn das alles wohl um einiges einfacher in der Küche zu bewerkstelligen wäre – es geht eben nichts über das Lebensgefühl, unter freiem Himmel zu kochen. Und ein wenig so zu tun, als hätten wir eben nur diese Feuerstelle vor unserer Höhle, über der wir unser Stück Fleisch für die ganze Familie braten. Auch wenn wir es nicht selbst erlegt, sondern nur vom Fleischhauer um die Ecke geholt haben.

Ist Grillen tatsächlich Männersache?

Es ist das uralte Klischee: Die Männer stehen am Grill, die Frauen stellen die Beilagen her. Und zumindest in Österreich scheint dieses Klischee noch Realität zu sein. In einer  Studie des Marktforschungsinstituts Spectra aus dem  Jahr 2010 sagten 54 Prozent der Männer "Ich grille selbst", aber nur 19 Prozent der Frauen. Bei den Beilagen sehen sich 62 Prozent der Frauen zuständig, hingegen nur 13 Prozent der Männer. Immerhin in einem Viertel der Haushalte teilt man sich die Aufgaben. Auch in Grillblogs wird das Geschlechterthema heiß diskutiert, in manchen Grillvereinen sind Frauen gar nicht zugelassen. Der Platz an der Feuerstelle wird als letzte Männerbastion wortreich verteidigt. Als Gegenreaktion entstehen Blogs wie "Girls At The Grill" oder Frauengrillvereine. Ob in der Realität nun aber ein Mann oder eine Frau die Arbeit am Griller an sich reißt – der Neid der übrigen Gäste hält sich in Grenzen: Wer am Griller steht, kommt selbst kaum zum Essen, auch nicht zum Sitzen – und riecht am Ende des Festes wie ein verkohltes Brathendl. Das kann einem bei der Herstellung eines Nudelsalats nicht passieren.