Majestätisch: Die St. Barbara geweihte Kathedrale mit dem Jesuitenkloster. - © Fotolia
Majestätisch: Die St. Barbara geweihte Kathedrale mit dem Jesuitenkloster. - © Fotolia

Kutná Hora ist heute eine relativ wenig bekannte Stadt Mittelböhmens und doch besitzt sie eine gotische Kathedrale. Das ist in dem – zumindest außerhalb der Tourismussaison – etwas verschlafen wirkenden Ort mit seiner kopfsteingepflasterten Fußgängerzone und seinen Blicken auf Weingärten und die lokale Eisenbahn doch etwas überraschend.

Neben St. Barbara stehen hier darüber hinaus noch zwei weitere gotische Gotteshäuser, nämlich Mariä Himmelfahrt und St. Jakob, ferner (ehemalige) Klöster der Zisterzienser (deren Kutten der Stadt vermutlich ihren Namen gaben) und Ursulinen sowie ein Collegium der Jesuiten – allesamt imposante Bauwerke, die in dem 20.000-Einwohner-Städtchen ein wenig zu groß geraten scheinen. Wenn man noch das ehemalige Königsschloss, die Festung und das barocke Beinhaus dazuzählt, dann leuchtet ein, dass Kutná Hora eines der Top-Tagesausflugsziele von Prag aus ist.

Ein verschlafener, kleiner Ort mit großer Vergangenheit: Blick von der Kathedrale auf den Ortskern. - © Jan S. - Fotolia
Ein verschlafener, kleiner Ort mit großer Vergangenheit: Blick von der Kathedrale auf den Ortskern. - © Jan S. - Fotolia

Die Häufung historischer Großbauten lässt auf einen bedeutsamen Ort schließen. In welchem Sinne war er das? Die Tourismusverantwortliche Hana Musilková hilft weiter: "In Sedlec, heute ein Ortsteil von Kutná Hora, stand das älteste Zisterzienserkloster Böhmens. Ein Mönch fand dort zufällig Silber, und sehr bald war klar, dass vor allem der Hügel, der heute die Altstadt bildet, große Vorkommen enthält. Ab den sechziger Jahren des 13. Jahrhunderts wurden hier überall Stollen gegraben."

Begehbarer Stollen

In den folgenden Jahrhunderten entstand so ein aus zahlreichen Gruben zusammengesetztes Netz von rund 100 Kilometer Länge, das bis 600 Meter in die Tiefe reichte. Einer dieser Stollen ist im Rahmen eines Besuchs im Böhmischen Silbermuseum zu besichtigen. Man bekommt Kittel, Helm und Taschenlampe ausgehändigt, steigt einen endlosen Treppengang in circa 250 Meter Tiefe hinab, eine Stahltür öffnet sich, und los geht’s, einen gewundenen Gang von ein bis zwei Meter Höhe und an seiner engsten Stelle nur einem halben Meter Breite entlang. Hunderte Meter geht es wurmartig so dahin, Nischen und kleinere Gänge zweigen ab, grottenartige Gewölbe öffnen und schließen sich, es ist kalt und feucht und  ganz still, wenn nicht gerade das Rauschen des Grundwassers unterhalb deutlich und bedrohlich zu hören ist. Kein Ort für Klaustrophobiker. "Jeden Tag kommt es vor, dass der eine oder andere sagt: ,Ich will zurück’", erzählt Anna Turdikova, die uns durch den Stollen führt. "Deswegen gehen wir immer mit zwei Führern hinunter."

Die Bergleute des Mittelalters hatten da weniger die Wahl. Sie wühlten sich in Achtstunden-Schichten durchs Bergreich und erwärmten das Gestein: Arsen und Schwefel rochen nach Knoblauch, was wiederum auf Silbererz schließen ließ. Die Knappen mussten sich mehr aufs Abklopfen und ihren Geruchssinn verlassen denn auf ihre Augen, denn der Kienspan gab kaum Licht.