
In der Neustadt von Marrakesch bekommt man eine gute Idee vom neuen Marokko. Dort findet man die neuesten Cafés, trendige Restaurants und Bars. Es ist ein guter Platz für das Nachtleben der Stadt entstanden. Reichhaltig ist die Auswahl an jungen Geschäften, die sich etabliert haben. Yves Saint Laurents berühmter Jardin Majorelle ist in Gehweite.
In Gueliez, dem ehemaligen Fleischhauer-Grätzel, befindet sich an der Ecke Rue Sourya und Rue Tarik Ibn Ziad das Atelier von Modeschöpferin Nesryn El Maskoune. Mit ihrer im Pflaumenton gehaltenen Farbe bildet die Fassade einen guten Kontrast zum vorherrschenden roten Ockerton von Marrakesch, der über tausend Jahre alten roten Stadt der Berber. Dort stylt sie seit fünf Jahren Kaftans für Männer oder Frauen, von schlicht bis opulent, traditionell oder modern, für die arabische, aber auch die westliche Welt. Selbstkreierter arabischer Schmuck und Accessoires ergänzen das Angebot. Und überall dazwischen Stöße von Modezeitschriften. Steigt man hinunter in den Keller, wo die vielen eleganten Kleider und Kaftans ausgestellt sind und probiert werden können, bekommt man Pfefferminztee zur Stärkung und fühlt sich sogleich in die Wunderwelt von Ali Baba versetzt.
Mysha & Nyto heißt das Label. Mysha ist eine weibliche Abstraktion von Mustapha, dem Namen des Vaters, der den Start ermöglicht hat, Nyto eine maskuline Verkleinerung ihres eigenen Namens Nesryn. Die Mutter stammt aus Fes, der Vater ist Berber und von Beruf Bauunternehmer. Bis zur marokkanischen Mode-Ikone war es ein langer Weg, verbunden mit einem ausgeprägten Selbstfindungsprozess. Nesryn studierte an der Al Akhawayn University, Ifrane in Marokko, wechselte daraufhin zur California State University in Los Angeles und erhielt dort einen Bachelor in Business Administration. Als sie in Kalifornien lebte und studierte, wurde sie die Assistentin der in Kalifornien bekannten koreanischen Designerin Susanna am Rodeo Drive in Beverly Hills. Irgendwann kam der Punkt, an dem sie die Stoffballen in eine wunderbare Welt von Glamour, Raffinesse und vollendeter Schönheit transponierten. Der Punkt ohne Wiederkehr war überschritten. Der Mode galt ab nun ihr ganzes Interesse. Am Istituto di Moda Burgo in Mailand wurde sie als Modeschöpferin und Modell-Designerin ausgebildet. Nesrynes Vision war es, heimische Traditionen aus dem Maghreb mit westlichen Elementen in Verbindung zu bringen und verschmelzen zu lassen. Zurückblickend sagt sie: "Meine Leidenschaft für Mode brannte schon immer wie ein glühender Feuerball in mir."