Wien. Serge Rigvava erscheint mit seinem Skateboard unter dem Arm. Er kommt einige Minuten zu spät zum Gespräch und entschuldigt sich höflich für die kleine Wartezeit. Er komme gerade aus Berlin vom Feiern. Der 16-jährige Schüler hat im vergangenen Jahr den Elite-Model-Wettbewerb gewonnen und ist nun als männliches Model auf dem Weg ganz nach oben in der Branche.
Zurzeit gibt es in Österreich ein halbes Dutzend international wirklich erfolgreicher Männermodels. Dabei ist es interessant, dass Männer und Burschen wesentlich gefragter als ihre Kolleginnen sind. Mit Rigvava sorgt derzeit ein besonders junger Österreicher international für Furore. Der Wiener mit niederländischen, georgischen, französischen und russischen Vorfahren wurde für die diesjährigen Kampagnen von Ermenegildo Zegna und Valentino gebucht. Er lief in wenigen Monaten bereits für 32 Designer - ein internationaler Höchstwert - und das für Größen wie Louis Vuitton und Dior. Eröffnen durfte er zudem die Show von seinem Lieblingsdesigner John Varvatos.
Seine Freunde waren für ihn immer das wichtigste und nun habe er nicht einmal mehr genug Zeit für sie: "Sie sagen, Serge, lass’ uns nicht alleine in Wien zurück". Aber wie kommt ein 16- jähriger Schüler aus Wien zu den Dior Shows nach China?
Rigvava hat beim Elite-Model-Contest teilgenommen und das nicht einmal beabsichtigt, wie er erzählt: "Ich habe von einer Bar gehört, wo gratis Energy-Drinks angeboten wurden. Nur deshalb bin ich eigentlich dort hingegangen", lächelt er, "zufällig wurde dort auch der Contest ausgetragen."
Nach seinem Sieg in Österreich ging es dann zum weltweiten Finale nach Guangzhou in China, wo er unter die Top Fünf kam "Ich weiß gar nicht mehr, ich glaube ich wurde Dritter. Ein Italiener hat gewonnen". Serge Rigvava scheinen solche Details nicht besonders zu kümmern.
Vielmehr interessieren ihn seine Vorbilder, der britische Fotograf David Bailey und sein Vater Guia Rigvava, der als bildender Künstler erfolgreich ist. Serge ist der Sohn von Opern-Größe Susan Rigvava-Dumas. Dementsprechend künstlerisch sehen auch seine Pläne nach der Modelkarriere aus "Ich zeichne gerne, oftmals bleiben diese Zeichnungen dann auch während meiner Reisen in den Hotels oder sonst wo zurück."
Neben dem Modeln auch anderes zu tun und künstlerisch zu wirken hat auch Top-Model Werner Schreyer seinen Kollegen vorgemacht. Seiner Bilderreihe "Gloryfy Campaign" ist eine gewisse Verwandtheit mit Andy Warhols Drucken nicht abzusprechen. Die Liebe zur Kunst scheint aber auch die einzige Ähnlichkeit Schreyers mit dem Rest der österreichischen Modelszene zu sein.