Barbara Öhlzelt, hier bei der Ernte, erreichte kürzlich beim Bewerb "Wiener Zeitung-Weine 2017" den 1. Platz in der Kategorie Weißweine. - © Karl Schwillinsky
Barbara Öhlzelt, hier bei der Ernte, erreichte kürzlich beim Bewerb "Wiener Zeitung-Weine 2017" den 1. Platz in der Kategorie Weißweine. - © Karl Schwillinsky

In den österreichischen Weinbauregionen gibt es von alters her den Brauch, dass die Winzer beim Erntedankfest mit einer mit Trauben und Weinblättern behangenen sowie mit Äpfeln und Birnen besteckten Tierskulptur, der sogenannten Weinberggeiß, in die Kirche einziehen. "Die Weinberggeiß verkörpert Lebensfreude, das gefällt mir", sagt Barbara Öhlzelt, deren Weinetiketten in künstlerischer Umsetzung mit der vergnüglichen Figur dieses altbäuerlichen Ernteopfers geziert sind.

Nach beruflichen Stationen in München und Wien hatte Barbara Öhlzelt 2004 den elterlichen Weinbaubetrieb in Zöbing übernommen, den sie von ursprünglich zweieinhalb auf gegenwärtig sechs Hektar vergrößerte. Der Ertrag daraus ist genau die Kapazität, die der traditionelle Keller fassen kann, viel umfänglicher soll die Rebfläche nicht mehr ausgeweitet werden.

Heute darf die sympathische Winzerin zu den einfühlsamen Weinmachern der Region gezählt werden. Dies stellte sie erst kürzlich eindrucksvoll beim Bewerb "Wiener Zeitung-Weine 2017" mit dem 1. Platz in der Kategorie Weißweine mit dem 2016er Riesling Ried Seeberg unter Beweis. Der Siegerwein kommt aus einem bejahrten Weingarten mit 40 bis 50 Jahre alten Rebstöcken, im Unterboden des Weinbergs befindet sich Schiefergestein. Die Lage ist infolge des angrenzenden Waldes kühl. Dementsprechend kühlfruchtig (und zwar in nobler Weise) präsentiert sich dieser komplexe Wein, mit Anklängen an Pfirsich, einer Kräuternote sowie mit einem rassig-mineralischen Säurebogen im Abgang.

Die Weinberggeiß ist das Markenzeichen des Weinguts Barbara Öhlzelt. - © Weingut Barbara Öhlzelt
Die Weinberggeiß ist das Markenzeichen des Weinguts Barbara Öhlzelt. - © Weingut Barbara Öhlzelt

Die Wertigkeit des 11 Euro günstigen Siegerweins übertrumpft das für den Bewerb "Wiener Zeitung-Weine" gesetzte Preislimit von 13 Euro bei Weitem. Auch die beiden Premium-Rieslinge sind nicht nur jeden einzelnen Cent wert, sondern im Vergleich als absolut preiswert zu bezeichnen: Der strahlige, spannungsgeladene und kühlfruchtige 2016er Riesling Kogelberg (18,50 Euro), mit dem die Winzerin schon in den Vorjahren viel Lob geerntet hat, wird vom geradlinig-hellfruchtigen und gleichermaßen mineralisch geprägten 2016er Riesling Heiligenstein (17,50 Euro) an Finesse sogar noch überflügelt.

- © Johann Werfring
© Johann Werfring

Das Sortiment ist reich gegliedert. Im Premiumsegment sei weiters hingewiesen auf den Weißburgunder, den burgundischen Sekt (Barbara Öhlzelt Brut nature) und den Gemischten Satz mit der Bezeichnung "Gut gegen Nordwind", den Barbara Öhlzelt aus dem Erntegut eines Weingartens, der dem bekannten Autor Daniel Glattauer gehört, keltert. Der Name des Weins verweist auf den gleichnamigen Bestseller-Roman, mit dem Glattauer seinen Durchbruch als Schriftsteller schaffte. Im klassischen Segment gibt es einen Grünen Veltliner und einen Gemischten Satz, beide aus der Sortimentlinie "Kitz" (je 7,90 Euro), sowie den Grünen Veltliner Zöbinger (8,90 Euro) und den Lagen-Veltliner Seeberg (11 Euro).

Einen Namen gemacht hat sich die Winzerin auch mit ihrem "Kamptal Verjus", den sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Karl Schwillinsky, einem bekannten Kamptaler Haubenkoch, herstellt. Dieser Traubengrünsaft eignet sich in vielfältiger Weise zum Kochen (im Wiener Restaurant Steirereck werden mit Barbara Öhlzelts Verjus feinste Marinaden hergestellt), aber auch zum Mischen mit Mineralwasser. Solche Erfrischungsgetränke kredenzt Karl Schwillinsky seinen Gästen etwa im Sommer, wenn er im "Alten Badehaus" aus Kaisers Zeiten in Schönberg aufkocht. Das Baden in den kühlen Kamp-Fluten mit anschließender Öhlzelt-Schwillinsky’scher Erquickung darf als ausgesprochener Insidertipp in der heißen Jahreszeit gelten. Während der musealen Saison – von Mai bis Oktober – betreibt Karl Schwillinsky die Burgtaverne auf der Rosenburg, wo als Speisenbegleiter die Gewächse aus dem Weingut Barbara Öhlzelt den Schwerpunkt bilden. Auch die im stimmungsvollen Presshaus sowie im Garten des Weinguts immer wieder abgehaltenen "Weintage am Seeberg" werden in lukullischer Hinsicht jeweils durch die Umsetzung der Ideen des Haubenkochs Karl Schwillinsky bereichert.

Print-Artikel erschienen am 29. September 2017
In: "Wiener Zeitung", Beilage "Wiener Journal", S. 36–37