Testsieger beim Abtrocknen der exklusiven Zalto-Gläser wurde das grün gestreifte Reinleinen-Gläsertuch mit der Artikelnummer 601 von der oberösterreichischen Leinenweberei Vieböck. - © Bernhard Angerer
Testsieger beim Abtrocknen der exklusiven Zalto-Gläser wurde das grün gestreifte Reinleinen-Gläsertuch mit der Artikelnummer 601 von der oberösterreichischen Leinenweberei Vieböck. - © Bernhard Angerer

Zum Abtrocknen und Polieren von feinwandigen mundgeblasenen Weingläsern – etwa von Zalto, die auch für Verkostungen beim Bewerb "Wiener Zeitung-Weine" genützt werden – sollte nicht irgendein Gläsertuch verwendet werden. Insbesondere gilt es bei solch hochwertigen Gläsern (aus denen gediegene Weine ganz einfach viel besser schmecken) darauf zu achten, dass – vor allem wegen Fusselgefahr – das richtige Material verwendet wird, zum anderen ist es wichtig, dass das Gewebe nicht zu grob ist, um Bruch zu vermeiden. Etliche Glashersteller empfehlen zum Polieren der Weingläser sogenannte Mikrofasertücher. Im Test war hier allerdings alleine schon die Haptik unangenehm. Naturmaterialien hingegen haben den Vorteil, dass sie sich wesentlich besser angreifen und noch dazu ökologisch nachhaltiger sind.

Leinen besteht aus natürlichen Materialien und ist für solche Zwecke am geeignetsten: Zum einen, weil es äußerst saugfähig ist und zum anderen, weil Reinleinentücher ein weitestgehend fusselfreies Polieren ermöglichen. Ob ein Weinglas nach dem Abtrocknen fusselfrei ist oder nicht, kann rasch erkundet werden, indem das Glas gegen eine in Betrieb befindliche Glühlampe gehalten wird. Im Falle von manchen Poliertüchern finden sich an der Außen- und Innenseite des Glaskelchs unzählige Fusseln, was nicht nur unschön aussieht, sondern auch unappetitlich ist.

Beim Test haben wir zum Polieren der feinwandigen Zalto-Gläser unterschiedliche Leinenqualitäten erprobt. Rasch stand fest, dass für die filigranen Gläser eine besonders feine Leinenqualität erforderlich ist. Als bestes Produkt erwies sich im Test das grün gestreifte Reinleinen-Gläsertuch mit der Artikelnummer 601 von der Leinenweberei Vieböck im oberösterreichischen Mühlviertel (es war auch solider als das blau gestreifte und das rot gestreifte Tuch desselben Herstellers). Das Testsieger-Tuch hat eine besonders feine Struktur, die beim Abtrocknen auch im Inneren des Kelchs vorteilhaft zum Einsatz gebracht werden kann und keinen Bruch verursacht (aber Vorsicht – nur nicht zu viel vom Tuch in den Kelch hineinstopfen).

Die Tücher sollen vor ihrer erstmaligen Verwendung zumindest fünfmal in der Waschmaschine gewaschen werden, damit sie entsprechend griffig und saugfähig sind. Generell gilt bei Gläsertüchern aus Reinleinen: Umso häufiger sie gewaschen werden, desto besser sind sie zum Abtrocknen und Polieren von Weingläsern geeignet. Nach wenigen Waschgängen kann auch ein Leinentuch noch in sehr minimalem Maße Fusseln am Glas hinterlassen. Indes wird sich das Tuch nach weiteren Waschgängen entsprechend abgerieben haben, wodurch ein tatsächlich fusselfreies Abtrocknen und Polieren möglich sein wird.

Gebügelt werden Reinleinentücher vorzugsweise nach kurzer Trocknungszeit (wenn sie noch etwas Restfeuchte aufweisen). Sofern in dieser Hinsicht der geeignete Zeitpunkt verpasst wird, soll das Dampfbügeleisen zum Einsatz kommen. Im Test wurden sowohl gebügelte als auch ungebügelte Gläsertücher verwendet. Die gebügelten Tücher erwiesen sich bei den feinwandigen Gläsern in jedem Falle als vorteilhafter. Der Preis von 13,50 Euro für das hochwertige Produkt aus der Leinenweberei Vieböck wird sich amortisieren, denn Leinen gilt als die haltbarste und noch dazu umweltfreundlichste aller Textilfasern. Fazit: Wenn schon erlesene Weine aus exklusiven Gläsern getrunken werden, dann soll auch bei der Anschaffung der Tücher nicht geknausert werden.

Print-Artikel erschienen am 10. November 2017
In: "Wiener Zeitung", Beilage "Wiener Journal", S. 36–37