Im Vorjahr wurden insgesamt 62.862 Personen von einer Schuldnerberatung unterstützt. 2008 seien es noch rund 47.000 gewesen, sagt Mitterlehner. Auffallend sei, dass die Klienten eine wesentlich geringere Schulbildung als die Gesamtbevölkerung haben: 41 Prozent haben höchstens einen Pflichtschulabschluss - bei den unter 30-Jährigen sind es sogar 49 Prozent.

Wieviel Taschengeld?

Weil ein zu lockerer Umgang mit Geld zudem oft "vererbbar" sei und das Thema mitunter tabuisiert werde, sei es enorm wichtig, Kinder schon in der Volksschule auf einen eigenständigen Umgang mit Geld vorzubereiten, sagt Mitterlehner. Taschengeld sei dabei gut und wichtig. Was die Höhe betrifft, sollte diese die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Eltern widerspiegeln (als Richtwerte kursieren bis zu drei Euro wöchentlich bis zum Alter von zehn Jahren und danach ansteigend bis zum Alter von 18 Jahren bis zu 60 Euro monatlich). In der Volksschule sollte es wöchentlich Taschengeld geben, später monatlich, so Mitterlehner.

Kinder von 7 bis 14 Jahren sind beschränkt geschäftsfähig und dürfen Geschäfte des täglichen Lebens abschließen - mit ihrem Taschengeld. Zwischen 14 und 18 Jahren gelten sie als "mündige Minderjährige". Auch sie sind beschränkt geschäftsfähig, haben aber bereits die Berechtigung, sich für Dienstleistungen zu verpflichten.

Die Materialien und Workshop-Angebote der Schuldnerberatungen zum Umgang mit Geld richten sich an Schulen und außerschulische Einrichtungen wie Lehrwerkstätten. Ein spezielles Angebot sei der "Finanzführerschein", ein modulares Finanzbildungsprogramm, sagt Mitterlehner. Für die Finanzierung der Schuldenberatungen ist die öffentliche Hand zuständig.

Lernen, Nein zu sagen

Zentraler Punkt bei der Finanzbildung junger Menschen sei, über Werte und das Konsumverhalten zu sprechen - und sie zu lehren, auch einmal Nein zu sagen, meint Mitterlehner. Manchmal könne man sich dabei ein wenig selbst überlisten. Zum Beispiel, indem man seine Bankomatkarte einmal zuhause lässt, nur eine bestimmte Summe mitnimmt oder sich eine konkrete Einkaufsliste schreibt. Gut ist laut Mitterlehner auch, eine Nacht über einen geplanten Kauf zu schlafen.

Three Coins bietet ebenfalls mehrere Bildungsformate an. Mit Partnern wie der Arbeiterkammer besuche man dabei auch Schulen, sagt Maric. Three Coins hat zudem Smartphonespiele sowie digitale E-Learnig-Formate entwickelt. Zur Zeit arbeite man an einer Finanz-App, die (fast) ohne Zahlen auskomme und auf der grafischen Darstellung des eigenen Budgets basiere, heißt es. Noch vor dem Sommer soll der erste österreichische Finanzbildungspreis ausgeschrieben werden: Dieser richtet sich an Schüler, die Projekte einreichen können, die sich mit finanzieller Bildung beschäftigen. Das Thema selbst ist zwar grundsätzlich im Fach Geografie und Wirtschaftskunde angesiedelt, "dabei geht es aber meist um den Wirtschaftskreislauf und nicht um das, was das eigene Geld betrifft", so Maric.

Um gar nicht erst einmal so intensiv in Versuchung zu geraten, dieses unnötigerweise auszugeben, empfiehlt die Psychologin Romana Sailer, die sich mit Markt- und Werbepsychologie beschäftigt, Cookies im Internet konsequent zu löschen oder abzulehnen. Denn dann laufe zumindest die Intention der maßgeschneiderten Werbung ins Leere. "Werte und Bedürfnisse motivieren uns und prägen unser Verhalten und Konsumverhalten. Während Bedürfnisse sich im Laufe einer Lebensspanne verändern, bleiben Werte relativ konstant", sagt Sailer. Ein sinnvolles Wertesystem könne sich in Kulturen und Gesellschaften erst dann entwickeln, "wenn man die tatsächlichen, tieferen Bedürfnisse der Menschen wahrnimmt".