Er galt stets als der Brotbaum der Forstwirtschaft, der einfach zu pflegen und zu verwenden war. Nun ist er allerdings jener Baum, an dem man den Klimawandel besonders dramatisch merkt: Die Fichte, die um die Jahrtausendwende Österreichs Wälder zu 70 Prozent dominierte, ist mittlerweile mit nur noch rund 60 Prozent vertreten. Im Jahr 2100 wird deren Anteil auf etwa 40 Prozent geschrumpft sein, haben Hochrechnungen der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) ergeben. Hauptgrund dafür ist der Klimawandel. Denn mit den steigenden Temperaturen vermehren sich die Schädlinge schneller, und die durch Dürreperioden gestressten Bäume werden anfälliger.
Die Frage nach Lösungen wie das Pflanzen hitzeresistenterer, auch nicht-heimischer Baumarten ist vor allem für die Wirtschaft dringlicher denn je. Bäume wachsen bis zu 140 Jahre lang, bis sie erntereif sind. Man muss also in zeitlichen Dimensionen denken, die erst spätere Generationen betreffen werden - und hoffen, dass sie der Klimawandel nicht überholt.
2018 erstmals mehr Schadholz als Holz für reguläre Nutzung
Aktuell bohrt sich jedenfalls der hitze- und trockenheitsliebende Borkenkäfer durch die Fichten, die aufgrund ihrer flachen Wurzeln besonders anfällig für Trockenheit sind. Auch die Rotbuche kann bei Trockenstress vom Borkenkäfer befallen werden, und die Eschen halten dem falschen weißen Stengelbecherchen, einem vor einigen Jahren neu aufgetretenen Pilz, nicht mehr stand. Fünf Millionen Vorratsfestmeter Fichte fielen 2018 laut Dokumentation der Waldschadensfaktoren des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) dem Borkenkäfer zum Opfer. Seit 2015 steigt der Befall demnach massiv an. Die ebenfalls zum Teil klimabedingte Zunahme an Starkstürmen und Schneekatastrophen vernichteten weitere rund fünf Millionen Vorratsfestmeter (ein Festmeter entspricht etwa einem Kubikmeter).

"2018 hatten wir das erste Mal mehr Schadholz als Holz für die reguläre Nutzung", sagt dazu Herbert Jöbstl, stellvertretender Obmann des Fachverbands der Holzindustrie in der Wirtschaftskammer Österreich, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Die Situation sei erstmals gekippt. Konkret standen den rund zehn Millionen Festmetern Schadholz acht Millionen für die reguläre Nutzung gesunder Bäume gegenüber. 2019 werde man ähnlich bilanzieren, sagt Jöbstl.
Verbrauchermärkte durch fallende Preise unter Druck
Der Anteil der Fichte in der Bauindustrie liege bei 90 Prozent - die Bezeichnung Brotbaum der Forstwirtschaft ist also wohlverdient. "Die Fichte hat ein geringes Gewicht, ist leicht zu verarbeiten und hat gleichzeitig eine gute Festigkeit", so Jöbstl. Zudem besteche sie durch ihre Stammlänge von bis zu 60 Metern. Der hohe Anteil der Fichte in den Wäldern habe Österreich zur neuntgrößten Schnittholzindustrie und zum siebentgrößten Schnittholzexporteur weltweit avancieren lassen, sagt Jöbstl. Rund 60 Prozent der Nadelschnittholzproduktion gehen in den Export.