Aufgrund großer Schadholzmengen durch Käferbefall, Sturm und Schnee steigt das Holzaufkommen in ganz Mitteleuropa freilich an - das lässt allerdings die Preise sinken und bringt die Verbrauchermärkte unter Druck. "Zum Glück haben wir viele Märkte weit außerhalb Europas wie die USA, China oder Japan, die uns die Möglichkeit geben, das Holz dennoch abzusetzen", sagt Jöbstl.

Nur, wenn der Forstwirt schnell genug ist, könne man auch "Käferholz" vollwertig verwerten und zu einem guten Preis verkaufen, ergänzt Michael Grabner vom Institut für Holztechnologie und nachwachsende Rohstoffe an der Universität für Bodenkultur Wien. Ist er nicht ganz so schnell, könne es nur noch zu Papier oder Spanplatten verarbeitet werden. Ist er zu langsam, werde es als Biomasse verbrannt. "Nutzen kann man es immer - im schlimmsten Fall aber nur thermisch." Die Krux bei der unterschiedlichen Nutzung hinsichtlich Klimaschutz: Nur die Verarbeitung vor dem Verbrennen oder Verrotten speichert CO2, das dann somit nicht in der Luft zur Belastung werden kann. In Kästen, Fußböden oder Dachstühlen kann es Jahrhunderte lang verharren.

Die Wälder selbst sind wiederum die größten Kohlenstoffspeicher des Landes. Der Wald wächst zwar nach, und sogar die gesamte Waldfläche Österreichs breitet sich durch Aufforstung und natürliche Wiederbewaldung ehemaliger landwirtschaftlicher Flächen aus - laut österreichischer Waldinventur jährlich um rund 3400 Hektar, was der Fläche der Stadtgemeinde Enns entspricht. Die CO2-Emissionen steigen aber ebenfalls. Und: Will man den Wald weiterhin wirtschaftlich nutzen, sei die entscheidende Frage bei der Aufforstung: "Mit welchen Baumarten kann ich weiterarbeiten?", sagte Silvio Schüler vom Institut für Waldwachstum und Waldbau am BFW.

Im Rahmen des BFW-Praxistages in der Vorwoche in Wien präsentierte er drei Möglichkeiten: die assistierte Migration klimaresistenter Genotypen, die Pflanzung heimischer Baumarten an neuen Standorten sowie die Pflanzung nicht-heimischer Arten.

EU-Richtlinie regelt Aufforstung durch neues Saatgut

Aktuell ist es in Österreich schon um fast zwei Grad wärmer als 1880. Bei der assistierten Migration unterstütze man das Saatgut jener Baumarten im Norden, die durch eine fortschreitende Erwärmung verloren gehen, mit Saatgut aus dem wärmeren Süden, so Schüler. Denn: "Natürliche Prozesse sind zu langsam, um eine Anpassung innerhalb einer Baumgeneration zu ermöglichen." Oder anders ausgedrückt: Das Klima wandelt sich - durch den Menschen bedingt - zu schnell. Viel schneller, als es in der geologischen Vergangenheit jemals der Fall war.

In Kanada oder den USA ist die assistierte Migration laut Schüler bereits gesetzlich verankert. Voraussetzung sei der Datenaustausch zwischen den Ländern, "um lokale Anpassungen der Baumarten zu verstehen". Auch für europäische Herkunftsversuche gebe es schon eine Datenbank, und die EU-Richtlinie 1999/105EC regle die Aufforstung durch neues Saatgut. Es gehe darum, europäisch und dynamisch zu denken. "In Europa sind Daten und erste Empfehlungen für sieben wichtige Baumarten wie Fichte, Weißkiefer oder Lärche vorhanden - die nationale Umsetzung ist aber sehr unterschiedlich", so Schüler. Genauer gesagt habe außer Schweden noch kaum ein anderes Land die assistierte Migration und den grenzüberschreitenden Samentransfer in seine Modelle integriert. Auch Österreich nicht.