Die eigenen vier Wände waren das Beste, was sich Sabine Karrer auf einer Schiffsreise in Norwegen vorstellen konnte. Das Coronavirus hatte sie und ihre Mutter eiskalt erwischt. Dabei "sind wir beide vorsichtige Menschen", sagt Karrer. Doch die Auswirkungen der weltumspannenden Krankheit hatten sie nicht vorhergesehen. Der Reiseveranstalter gab keine Warnung heraus, so fuhren sie am 10. März los. Es sollte ein entspannter Urlaub werden - doch bald war die Anspannung an der Tagesordnung.

Nach wenigen Tagen unterwegs wurde das Virus in Tromsø erstmals "sichtbar". Karrer buchte spontan einen Ausflug in die Stadt, wegen der bekannten Aussicht von der Seilbahn. "Nach längerem Warten sagte die lokale Reiseleiterin, die Seilbahn werde wegen Corona-Maßnahmen der Regierung geschlossen." Karrers Reisegruppe konnte die Seilbahnfahrt noch machen, danach war Schluss. Auf dem Schiff begann ein Wettlauf gegen die Zeit, hatte doch das Außenministerium alle Österreicher im Ausland zur Heimkehr aufgerufen. Die ersten Distanzierungsmaßnahmen wurden getroffen. Sauna, Whirlpool, Fitnessraum sperrten zu. Das Frühstück gab es nicht mehr als Buffet, sondern nur noch reservierte Tische und zugeteilte Uhrzeiten. Veranstaltungen und Ausflüge während der Reise wurden immer mehr reduziert, durfte das Schiff doch nicht einmal mehr alle Häfen ansteuern. Die Unsicherheit darüber, wie es weiter geht, war groß. Der Glaube daran, dass es nicht schlimmer kommen kann - auch wenn dieser immer wieder von der Realität auf die Probe gestellt wurde - und das Wissen, auch bisherige Krisenurlaube gut gemeistert zu haben, halfen Sabine Karrer, nicht an der Situation zu verzweifeln. "Und das gute Essen sowie die sehr freundliche Crew an Bord", ergänzt sie. Die Odyssee des Kreuzfahrtschiffes auf der Suche nach einem Hafen dauerte drei Tage. Zuerst wurde Kirkenes an der russischen Grenze angesteuert, dort durften aber nur wenige Passagiere von Bord gehen. "Die Crew musste sogar mit den Kommunen verhandeln, dass Leute rausdürfen", erzählt Karrer. Dann sollte man doch von Tromsø wegfliegen. Flüge wurden gebucht - umsonst: In dieser Nacht gab die norwegische Regierung die Order heraus, dass das Schiff den nächstgelegenen Hafen ansteuern sollte. Und das war Kirkenes. Dort bekamen die beiden Frauen schließlich Tickets nach Oslo. Von dort ging es weiter über Amsterdam nach Wien. "Meine Freunde in Österreich wunderten sich, warum ich unbedingt nach Hause wollte, weil es hier ja eine Ausgangssperre gab. Doch ich hätte mich in Wien zwei Wochen freiwillig in Quarantäne begeben, nur um zu vermeiden, in einem Hotel weit weg von zu Hause bleiben zu müssen", berichtet Karrer. In den eigenen vier Wänden fühlt sie sich sicher - auch wenn die wirtschaftliche Unsicherheit die freie Autorin die Krise weiter mit Anspannung beobachten lässt.