Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag in Wien mit vier Todesopfern und 22 teils schwer Verletzen für sich reklamiert. Ein "Soldat des Kalifats" habe die Attacke mit Schusswaffen und einem Messer verübt und am Montagabend in der Innenstadt rund 30 Menschen getötet oder verletzt, darunter auch Polizisten, teilte der IS am Dienstag auf seiner Plattform Nashir News mit.

Auch aus einer IS-Erklärung auf dem Messaging-Dienst Telegram ging am Dienstagabend das Bekenntnis der extremistischen Organisation hervor. Hinweise zur Untermauerung der Erklärung gab es allerdings nicht.

Das Innenministerium überprüft das Bekennerschreiben. Es könne noch nicht gesagt werden, ob es echt ist oder nicht, hieß es gegenüber der APA.

14 vorläufige Festnahmen

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hat am Dienstagnachmittag neue Erkenntnisse zum Terroranschlag in Wien präsentiert. Bei dem Attentat wurden vier Personen getötet und 22 Personen verletzt. Der angeschossene Polizist befindet sich nach einer erfolgreichen Operation in einem stabilen Zustand. Die höhere Zahl der Verletzten erklärte Nehammer damit, dass die Menschen von der Rettung in unterschiedliche Spitäler gebracht wurden. Daher habe es gebraucht, bis man einen Überblick über sämtliche Opfer erhalten habe.

Laut Nehammer gab es im Zuge der Ermittlungen bisher 14 vorläufige Festnahmen. Es gebe derzeit keine Hinweise mehr auf einen zweiten Täter. Dass es sich lediglich um einen Täter gehandelt hat, wollte der Innenminister aber noch nicht bestätigen.

Jener Terrorist, der Montagabend in der Wiener Innenstadt erschossen wurde, ist identifiziert. Kujtim F. war 20 Jahre alt, hatte nordmazedonische Wurzeln und war einschlägig wegen terroristischer Vereinigung (§ 278b StGB) vorbestraft.

Wie Innenminister Karl Nehammer (ÖVP)  betonte, hat es sich beim erschossenen Attentäter  zweifelsfrei um einen Anhänger der radikalislamistischen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) gehandelt. Er wurde am 25. April 2019 zu 22 Monaten Haft verurteilt, weil er versucht hatte, nach Syrien auszureisen, um sich dort dem IS anzuschließen.

Am 5. Dezember wurde er vorzeitig bedingt entlassen - er galt als junger Erwachsener und fiel damit unter die Privilegien des Jugendgerichtsgesetzes (JGG). Von Polizeikräften erschossen wurde der 20-Jährige in der Nähe der Ruprechtskirche, teilte der Innenminister mit. Er kritisierte, dass der Mann vorläufig aus der Haft entlassen wurde.

Ermittlungen laufen

Wie Nehammer im Gespräch mit der APA darlegte, haben bereits umfangreiche Großrazzien im Umfeld des Täters stattgefunden. Konkret wurden 15 Hausdurchsuchungen vorgenommen und mehrere Personen festgenommen.

Der Attentäter besaß neben der österreichischen auch die nordmazedonische Staatsbürgerschaft. "Er war mit einer Sprengstoffgürtel-Attrappe und einer automatischen Langwaffe, einer Faustfeuerwaffe und einer Machete ausgestattet, um diesen widerwärtigen Anschlag auf unschuldige Bürgerinnen und Bürger zu verüben", erklärte der Innenminister.

Der Anschlag hat vier Todesopfer gefordert, zwei Männer und zwei Frauen. Sieben Personen befinden sich nach dem Anschlag in Wien in kritischem, lebensbedrohlichem Zustand. Bei einer der getöteten Frauen handelt es sich laut ORF um eine Kellnerin.

Der Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, berichtete, dass noch in der Nacht auf Dienstag die Wohnung des Attentäters mit Sprengstoff geöffnet wurde und eine Hausdurchsuchung durchgeführt wurde. Auch in St. Pölten ist es mittlerweile zu zwei Hausdurchsuchungen und zwei Verhaftungen gekommen, berichtet der "Kurier" online.

28-jähriger Polizist verletzt

Sieben Polizisten machten am Montagabend im Zuge der Terrorattacke von ihren Dienstwaffen Gebrauch. Laut dem Wiener Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl wurde der Angreifer um 20.09 Uhr von Beamten der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (Wega) "neutralisiert".

Unter den Verletzten war auch ein junger Polizist. Der 28-Jährige versah gerade seinen Dienst in der Innenstadt, als er dem wahllos auf Passanten schießenden Täter begegnete und von diesem ebenfalls angeschossen wurde.

Vom Vorfall in der Wiener Innenstadt Montagabend kursierten mehrere Videos, die bewaffnete Männer in der Innenstadtstadt zeigt, die wild um sich schießen. Ein Mann mit einer Kalaschnikow-ähnlichen Waffe läuft durch eine gepflasterte Gasse und schießt. Aus einem Fenster schreit ein Augenzeuge "Arschloch".

Die Wiener Polizei appellierte unterdessen, es sollten keine Videos und Fotos von den Vorgängen in sozialen Medien veröffentlicht werden. "Dies gefährdet sowohl Einsatzkräfte als auch Zivilbevölkerung." (apa)