Starker Schneefall hat am Wochenende Einsatzkräfte und Behörden in Kärnten auf Trab gehalten. Allein seit Sonntag rückten die Feuerwehren im Bundesland zu mehr als 300 Einsätzen aus. Einige Bergstraßen waren am Montag immer noch gesperrt, 2.500 Haushalte mussten in Kärnten zeitweise ohne Strom auskommen. Im Mölltal (Bezirk Spittal an der Drau) wurden mehrere Häuser evakuiert, dort kam es immer wieder zu Lawinen- und Murenabgängen sowie Überflutungen. Auch Teilen Tirols, vor allem in Osttirol und dem Ötztal, zogen die starken Schneefälle zahlreiche Verkehrsbehinderungen und Stromversorgungsprobleme nach sich. Noch am Montagnachmittag waren noch 2.200 Osttiroler Haushalte ohne Strom, hieß es seitens der Tinetz."Durch die aktuelle Wettersituation und die prognostizierten Schneefälle am Dienstag kommt es immer wieder zu neuen Störungen im Netz und wir müssen auch in den nächsten Tagen weiter damit rechnen", sagte Tinetz-Geschäftsführer Thomas Rieder in einer Aussendung. Während in Osttirol noch vor allem im Villgraten- und Lesachtal Stromprobleme vorherrschen, konnten diese im Ötztal Sonntagabend weitgehend behoben werden. "Wir können aber noch keine Entwarnung geben", hieß es von der Tinetz. 150 Haushalte waren im Ötztal noch ohne Strom. Umgeknickte Bäume in den Leitungen seien oftmals dafür verantwortlich.
Lawinenkommissionen führen Erkundungsflüge durch
Die Lawinenkommissionen führten Erkundungsflüge durch - vom Hubschrauberstützpunkt Klagenfurt aus stand vom Bundesheer eine Alouette III im Einsatz, ein Black Hawk-Hubschrauber war zu Mittag im Anflug auf Kärnten. Zusätzlich standen zwei Hubschrauber des Innenministeriums bereit. 100 Bundesheersoldaten, die Pioniere aus Villach und das Jägerbataillon 26 aus Spittal an der Drau, waren in Bereitschaft. Zwölf Angehörige des Jägerbataillon 26 unterstützten die Straßenmeisterei Winklern im Mölltal. Im Großeinsatz standen am Wochenende 420 Mitarbeiter der Landesstraßenmeistereien. Mitarbeiter und Geräte wurden aus dem Unterkärntner Raum nach Oberkärnten geschickt. Viel zu tun hatten auch die Monteure der KNG-Kärnten Netz. Vor allem im Mölltal sowie im Lesachtal galt es, Störungen zu beheben. Erschwert wurde das durch die vielerorts herrschende Lawinengefahr.
Vier Hubschrauber waren auch in Osttirol auf Erkundungsflügen für Lawinenkommissionen, Gemeinde-Einsatzleitungen, die Landesgeologie und die Tinetz im Einsatz. In Nordtirol führte ein Bundesheerhubschrauber Erkundungsflüge für die Lawinenkommissionen und den Lawinenwarndienst durch. "Der Landeshubschrauber ist für Krankentransporte von Dialysepatientinnen und -patienten ins Bezirkskrankenhaus Lienz, Erkundungsflüge für Lawinenkommissionen und Leitungsbefliegungen für die Tinetz unterwegs. Zwei private Hubschrauber sind ebenfalls für Lawinenkommissionen und die Tinetz im Einsatz. Ein Bundesheerhubschrauber wird noch von Klagenfurt nach Lienz verlegt", erklärte die Lienzer Bezirkshauptfrau Olga Reisner.
Brennerautobahn wieder befahrbar
Die Schneefälle vom Wochenende zeigen am Montag noch starke Auswirkungen auf Tirols Straßen. Am Nachmittag wurde die Brennerstrecke in Österreich wieder für den Zug-Nahverkehr bis zum Brenner freigegeben - auf Südtiroler Seite werde die Streckensperre jedoch bis Dienstag andauern. Ein Schienenersatzverkehr zwischen Bozen und Innsbruck wurde eingerichtet, Fernverkehrszüge wenden allerdings in Innsbruck. Zudem konnte die Drautalstrecke von Lienz bis Innichen nicht bedient werden. Solange es die Wettersituation zulasse, werde es aber einen Schienenersatzverkehr geben, hieß es von den ÖBB. Es wurde dennoch dazu geraten, sich vor dem Reiseantritt über die aktuelle Lage zu informieren.
Auf den Straßen war die B108 zwischen Huben und Matrei in Osttirol sowie die Felbertauernstraße zwischen Matrei und Mittersill nicht befahrbar. Auch die B100 war aufgrund eines Erdrutsches zwischen Lienz und Leisach gesperrt und die B111 von Obertilliach bis Maria Luggau sowie weitere Landesstraßen in Osttirol. Im Ötztal war die B186 zwischen Zwieselstein und Hochgurgl bzw. zwischen Neudorf und Sölden zu. Auch in Nordtirol waren weitere Landesstraßen wegen Erdrutschen - wie etwa in Urgen im Oberland - oder wegen Lawinengefahr gesperrt.
Rekordwerte bei der Dezember-Schneehöhe
Die starken Niederschläge der vergangenen Tage haben einigen Schaden angerichtet. In Osttirol wurde die höchste Lawinenwarnstufe 5 zwar wieder auf 4 zurückgestuft, was allerdings immer noch große Gefahr bedeutet. Björn Goldhausen, Meteorologe von WetterOnline berichtete auch von größeren Lawinen. Eine traf am Samstagabend den Ort Prägraten am Großvenediger in Tirol. Dabei wurden vier Häuser sowie ein Fahrzeug beschädigt. Verletzt wurde niemand. Zuvor hatte die Gemeindeeinsatzleitung Prägraten mehrere Personen aufgefordert, ihre Wohnhäuser zu verlassen.
Einige ZAMG-Wetterstationen in Oberkärnten und Osttirol berichteten neue Rekorde der 3-Tages-Niederschlagsmenge und der Dezember-Schneehöhe aufgestellt. ZAMG-Klimatologe Alexander Orlik berichtet von 298 Millimeter in Lienz in Osttirol: "Die bedeuten einen neuen Rekord. Bisher war der höchste Wert hier 259 Millimeter im November 1966." Gemessen wird in Lienz mit kurzen Unterbrechungen seit 1880. Einen neuen Rekord gab es in Osttirol auch in Sillian mit 294 Millimetern. "Damit wurde der Wert von 225 Millimeter im Oktober 2018 übertroffen", so Orlik. Einen Höchstwert hat auch Döllach im Oberen Mölltal in Kärnten mit 238 Millimeter verzeichnet, womit die 209 Millimeter aus dem November 2019 überflügelt wurden. In St. Jakob in Defereggen in Osttirol ist der neue Rekord 225 Millimeter (212 Millimeter vom August 1966).
Kornat im Lesachtal verbuchte mit exakt 364 Millimetern Neuschnee den höchsten Wert dieser drei Tage. Der Rekord hier mit 415 Millimetern stammt jedoch aus dem Oktober 2018. Ein Millimeter Niederschlagshöhe entspricht übrigens einem Liter pro Quadratmeter.
Neuer Schneefall im Südwesten am Dienstag
Nach einer kurzen Pause wird es am Dienstag und Mittwoch im Südwesten Österreichs erneut stark schneien. "Das nächste Italien-Tief bringt in Oberkärnten und in Osttirol wieder verbreitet Schneefall bis in die Täler", sagte Gerhard Hohenwarter von der ZAMG in Klagenfurt. "Dabei kommen nochmals um die 50 Zentimeter Neuschnee dazu, vereinzelt auch um die 100, zum Beispiel im Lesachtal." Ab Donnerstag sieht es derzeit nach einer nachhaltigen Beruhigung des Wetters aus. "Gegen das Wochenende dürfte zwar über Italien nochmals ein Tiefdruckgebiet entstehen, es liegt nach aktuellem Stand der Prognose aber zu weit südlich, um sich auf Österreich auszuwirken." (apa, red)