Der Montag war der Tag der Aufräumarbeiten. Die Feuerwehren sind in einigen Regionen in Tirol und Salzburg sowie auch entlang der Donau in Ober- und Niederösterreich nach wie vor im Dauereinsatz. Wie hoch die Schäden der Hochwässer und Sturzfluten, wie etwa in Hallein, sind, lässt sich noch nicht beziffern. Der Katastrophenfonds des Bundes, in den 1,1 Prozent der Einnahmen an veranlagter Einkommensteuer, Lohnsteuer, Kapitalertragssteuer I und Körperschaftsteuer fließen, wird jedenfalls für Betroffene geöffnet.

Anders als in Deutschland ist in Österreich bei den Unwettern nur finanzieller Schaden entstanden, kein Personenschaden. Die Pegel der Flüsse nehmen nun langsam wieder ab. Laut Franz Resperger vom Landesfeuerwehrkommando Niederösterreichs ist "die große Katastrophe" entlang der Donau ausgeblieben. Im Großen und Ganzen hielt der in den vergangenen Jahren ausgebaute Hochwasserschutz, dennoch seien, so Resperger die Schäden beträchtlich. Auch Agrarflächen wurden durch Überflutungen in Mitleidenschaft gezogen, rund 5.000 Hektar, schätzt die Hagelversicherung.

Bei der Sturzflut in der Halleiner Altstadt dürfte auch ein unglücklicher Zufall eine Rolle gespielt haben. Der Kothbach, der vor allem unterirdisch durch die Stadt in die Salzach geführt wird, wurde laut "Falter" von Autos verstopft, wodurch er spektakulär übergelaufen ist und Wassermassen durch die Altstadt strömten. Ein Video zeigt, wie sich im Bereich Oberer Markt in Hallein drei mitgerissene Personen gerade noch rechtzeitig aus den Fluten retten konnten.

Konflikt in Hallein um Hochwasserschutz

Vom Bürgermeister Halleins, Alexander Stangassinger (SPÖ), wurde das Unglück auch in Verbindung mit einem Hochwasserbauprojekt gebracht, das wegen eines Einspruchs des Naturschutzbundes noch nicht errichtet werden konnte. "Hätte man es wie geplant begonnen, wären heute zwei Drittel der Maßnahmen umgesetzt gewesen. Die Innenstadt würde dann jetzt anders ausschauen", sagte Stangassinger. Dem schloss sich auch Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) an. "Die Menschen an Ort und Stelle haben nicht das geringste Verständnis für Einsprüche von NGOs, die jahrelange Verzögerungen bei Schutzprojekten zur Folge haben", sagte die Ministerin der APA.

Der Naturschutzbund wehrte sich. Man habe nur einen Teil des Projekts kritisch gesehen. "Die von uns vorgeschlagen Alternative hätte eine natürliche Geländekuppe ausgenutzt. Es hätte weniger Stahl und Beton verbaut werden müssen, der Schutz wäre aber gleich wirksam und gleich teuer gewesen", sagte Hannes Augustin, Geschäftsführer des Salzburger Naturschutzbundes. Außerdem sei Projekt nicht umgesetzt worden, weil ein Eigentümer den Grund nicht zur Verfügung stellen wollte, ergänzte er.

Höhere Schutzbauten haben auch Nachteile

Nicht aufklären ließ sich am Montag, warum ein Teil der Innenstadt, der überflutet wurde, etwa jener Bereich, bei dem die drei Passanten weggespült wurden, in keiner gelben oder gar roten Zone lag. Das geht zumindest aus der Hora-Karte des Landwirtschaftsministeriums hervor, der Hochwasserrisikozonierung Austria. Die virtuelle Karte zeigt, welche Gebiete mit welchem Hochwasserrisiko belegt sind. Anfragen dieser Zeitung in Hallein dazu brachten keine Aufklärung.

Die Hora-Karte zeigt aber etwa auch, dass weite Teile von Mittersill in Salzburg, wo es am Wochenende ebenfalls Überflutungen gab, in Hochwasserrisikozonen liegen. Auch entlang der Donau gibt es zahlreiche bebaute Gebiete. Seit der Flutkatastrophe in weiten Teilen Europas im Jahr 2002 ist auch in Österreich viel Geld in Schutzmaßnahmen investiert worden. Diese Art der Prävention löst ein Problem, schafft aber auch potenziell eines, nämlich dann, wenn das Hochwasser die Schutzbauten doch überwindet. Der Hydrologe Christoph Hauer von der Boku Wien erklärte im Ö1-"Mittagsjournal", dass in diesen Fällen die Schäden höher ausfallen können, da sich dann die Fließgeschwindigkeiten erhöhten.

Lage in deutschen Flutgebieten beruhigt sich

In Deutschland ist unterdessen eine Diskussion über das Warnsystem ausgebrochen. Die Regierung lässt Vorwürfe nicht gelten, wonach die Bevölkerung in den Flutgebieten zu spät informiert worden sei. Zur Linderung der unmittelbaren Not sind nun Soforthilfen von etwa 400 Millionen Euro im Gespräch.

Die Lage in den Hochwassergebieten hat sich inzwischen beruhigt. Im bayerischen Passau sanken die Pegelstände der Donau und des Inn. Die befürchtete Flutkatastrophe im Südosten Bayerns blieb aus. Die Zahl der Todesopfer wegen der Überschwemmungen in Deutschland war am Wochenende auf fast 160 gestiegen. (red)