Seit Freitag sind in Tirol und Vorarlberg acht Personen unter Lawinen gestorben. In St. Anton/Arlberg und in Kaunerberg (Bez. Landeck) kamen am Samstag drei Skitourengeher ums Leben, ebenso ein 55-Jähriger im Kleinwalsertal und ein 17-Jähriger im Zillertal. In Osttirol wurde ein Schneepflug von einer Lawine erfasst und starb. Im Ötztal am Sonntag kam eine Person unter einem Schneebrett ums Leben. Bereits am Freitag starb ein chinesischer Freerider.
Die Lawinenlage in Westösterreich sorgte seit Freitag für viele Rettungseinsätze. Wintersportler waren allen Warnungen zum Trotz - es herrschte Warnstufe vier auf der fünfteiligen Skala - im freien Gelände unterwegs. Mehrere Personen wurden bei Abgängen verschüttet und verletzt. In mehreren Fällen war die Lawinensituation so heikel, dass eine Bodensuche für die Retter zu riskant war.
So konnten zwei 29 und 33 Jahre alte Männer in St. Anton am Arlberg - ein Skiführer und sein Gast - sowie ein 62-jähriger Skitourengeher in Kaunerberg, die bereits am Samstag unter die Schneemassen gerieten, erst am Sonntag geborgen werden. In St. Anton mussten die Retter Posten abstellen, die den lawinengefährdeten Hang während der Bergung beobachteten. Vermutlich ebenfalls am Samstag zwischen 10.00 und 14.00 Uhr erfasste eine Lawine im Debanttal (Bez. Lienz) einen Schneepflug. Der 59-jährige Arbeiter, der dort mit Schneeräumarbeiten beschäftigt war, wurde nach einer Suchaktion am Sonntag in einem Lawinenkegel gefunden, er war aus dem Fahrzeug geschleudert worden. Der Notarzt konnte nur mehr den Tod des Mannes feststellen.
Weitere Lawine löste sich im Ötztal
Am Sonntag starb in Längenfeld (Ötztal) ein weiterer Wintersportler nach einem Lawinenabgang im Bereich des Geigenkamms. Eine Gruppe von drei Skitourengehern wollte zum Innerberger Felderkogel aufsteigen, als sich unterhalb des Gipfels ein Schneebrett löste. Eine Person wurde dabei komplett verschüttet, die beiden anderen teilweise. Die Begleiter konnten den Mann orten und bergen. Der eintreffende Notarzt konnte jedoch nur mehr den Tod feststellen, so die Polizei, die vorerst keine Angaben zur Identität der Person machte. Im benachbarten Südtirol starb am Samstag eine Tourengeherin nach einer Lawine. Die 31-Jährige aus Bayern war am Limojoch unterwegs gewesen.
Allein am Samstag gingen in der Tiroler Leitstelle 30 Lawinenmeldungen ein, davon elf mit (vermuteter) Personenbeteiligung. Auch am Sonntag wurden wieder zahlreiche neue Einsätze in Tirol und Vorarlberg gemeldet. So wurde ein Verschütteter nach einem Lawinenabgang in Warth am Arlberg gerettet und ins Landeskrankenhaus Feldkirch eingeliefert. In Schwendau (Zillertal), Sölden (Bez. Imst) und Hopfgarten (Brixental) konnten sich die Wintersportler selbst aus den Schneemassen befreien. Am Tuxer Hauptkamm im Gemeindegebiet von Schmirn (Bez. Innsbruck-Land) wurde kurz vor 13.00 Uhr ein Lawinenabgang mit fünf beteiligten Personen gemeldet, eine erlitt bei dem Lawinenunfall Verletzungen. Zudem wurden zahlreiche sogenannte "Negativlawinen", also Abgänge ohne Verschüttete, bei den Leitstellen in Tirol und Vorarlberg gemeldet. So gingen etwa im Kleinwalsertal zwei Schneebretter ab, die eine Sicherheitssuche nach sich zogen. Eine davon wurde vermutlich von einer Gams ausgelöst, so die Vorarlberger Leitstelle.
Die Fachleute der Warndienste aus beiden Bundesländern hatten gewarnt, die Schneedecke sei sehr labil, schon eine geringe Zusatzbelastung könne Lawinen auslösen. Die Verhältnisse tückisch, Gefahrenstellen aufgrund von Wind und Neuschnee oft kaum zu erkennen. Wintersportler sollten daher weiter große Vorsicht walten lassen. Unerfahrene sollten die Pisten derzeit nicht verlassen. In den Ybbstaler Alpen in Niederösterreich wurde die Lawinengefahr im Laufe des Wochenendes von groß auf erheblich zurückgestuft. Im Laufe des Wochenendes sollte sich die Situation generell entspannen, so die Prognose.
Vor genau einem Jahr, ebenfalls am 4. und 5. Februar, gab es in Tirol laut den Fachleuten eine ähnlich gefährliche Lawinenlage. Damals starben binnen zwei Tagen acht Personen bei Abgängen. (apa)