Vorsicht und Zurückhaltung – dazu raten Experten Wintersportlern weiterhin. Nachdem über das Wochenende zahlreiche verheerende Lawinenabgänge österreichweit acht Todesopfer gefordert haben, "ist wirklich noch Vorsicht geboten", warnt Gerhard Mössner vom Alpenverein.
Am Wochenende hatte in weiten Teilen des Landes Lawinenwarnstufe 4 gegolten, die zweithöchste auf der fünfstufigen Skala. Mittlerweile geben Lawinenwarndienste Warnstufe 3 aus, die für ein "erhebliches" Risiko steht.
Die niedrigere Warnstufe dürfe nicht dazu führen, dass Wintersportler das Risiko unterschätzen, sagt Mössmer: "Wenn am Vortag ein 4er war, kann man davon ausgehen, dass das immer noch ein sehr heikler 3er ist."
Mehrere Faktoren bei Warnstufen berücksichtigt
Denn die Lawinenwarnstufen setzen sich aus mehreren Faktoren zusammen, konkret werden die Stabilität der Schneedecke, die Auslösewahrscheinlichkeit und die Lawinengröße berücksichtigt. Maßgeblich für Stufe 4 sind große Lawinen sowie Spontanauslösungen, außerdem können Siedlungsräume und Verkehrswege von Abgängen betroffen sein.
Große Lawinen und Spontanauslösungen sind mittlerweile abgegangen, deshalb gilt nun Warnstufe 3. "Aber für uns Skifahrer ist natürlich auch eine Lawine, die durch uns selbst ausgelöst wird, sehr bedrohlich", erklärt Mössmer. Für Wintersportler ändere sich daher im Vergleich zum Wochenende vorerst wenig.
Unerfahrenen Tourengehern rät Mössmer daher, im gesicherten Pistenbereich zu bleiben. "Wer sich nicht auskennt, hat momentan im Gelände nicht viel verloren." Auch erfahrene Sportler sollen "auf der sicheren Seite bleiben, besser etwas Flacheres gehen, ohne große Einzugsgebiete".
"Alle Zutaten für Lawinen gegeben"
Für die Lawinengefahr am Wochenende sorgten einerseits viel Neuschnee und starker Wind, anderseits eine schlechte Schneedecke, wie sie laut Mössmer typisch für schneearme Winter sei. Eine lange, trockene Kaltphase habe für lockeren Schnee gesorgt, eine instabile Basis für die großen Neuschneemengen. "Wenn ich dazu noch die entsprechende Steilheit habe, dann sind alle Zutaten für Lawinen gegeben", sagt Mössmer.
Und diese wurden am Wochenende sieben Wintersportlern sowie einem Schneepflugfahrer zum Verhängnis. In St. Anton/Arlberg und in Kaunerberg kamen am Samstag drei Skitourengeher ums Leben, ebenso ein 55-Jähriger im Kleinwalsertal und ein 17-Jähriger im Zillertal. Am Sonntag starb im Ötztal eine Person unter einem Schneebrett, bereits am Freitag wurde ein chinesischer Freerider bei einem Lawinenabgang getötet. Der Schneepflugfahrer wurde in Osttirol von einer Lawine erfasst und starb.
Kommende Woche rechnet Mössmer mit einer Besserung der Situation: "Wenn ich diese Woche abwarte, kann ich die Woche danach vermutlich wieder mehr machen". Die unsichere Altschneesituation könnte in manchen Gebieten allerdings weiterhin für Gefahren sorgen. Bis es zu einer Entspannung kommt, sei jedenfalls Zurückhaltung geboten. "Das muss man einfach akzeptieren." (vis)