Die Weihnachtstanne erstrahlt im Lichterglanz und es duftet nach Wachs und Weihnachtsbäckerei, unter dem Gabentisch liegt eine Schachtel mit Zinnfiguren. So erlebte manches Kind Weihnachten vor langer Zeit. Doch Zinnfiguren - und dies müssen nicht immer Soldaten sein - überlebten, so scheint es alle Strömungen der Zeit, um jetzt im 3. Jahrtausend auch wieder begehrtes Spielzeug und vor allem Sammelobjekt zu werden. Hänsel und Gretel oder Nikolaus und Krampus aus Zinn erfreuen Kinder wie Sammler gleichermaßen.
Die Geschichte der Zinnfiguren ist ungefähr ein halbes Jahrtausend alt und begann im Nürnberg des 16. Jahrhunderts. Später kamen dann auch Fürth in Bayern und Aarau in der Schweiz als Zentren des Zinngießens und der Zinnfigurenherstellung hinzu. Stadtszenen mit Zinnfiguren nachzustellen war ebenso beliebt wie Schlachtformationen aufzustellen, wo ganze Armeen gegeneinander "kämpften". Zinnfiguren und speziell Zinnsoldaten waren noch bis vor dem 2. Weltkrieg ein sehr beliebtes Knabenspielzeug.
Erst danach gerieten diese, als Kriegsspielzeug abgestempelt, zunächst in die Verbannung. Doch Wien blickt die gewerbliche Zinnfigurenherstellung betreffend, auf eine recht lange Geschichte zurück. Um das Jahr 1825 fertigte schon der Wiener Zinngießer Josef Sichart in 7. Wiener Gemeindebezirk Zinnfiguren. Etwa 12 Jahre später, 1837 stellte Johann Zerwick Zinnfiguren her, die Jagd- und Zirkusszenen darstellten, ebenso wie Soldaten. Der bekannteste Wiener Zinnfigurenhersteller war allerdings Michael Wollner, der ab 1884 neben zivilen Zinnfiguren, beispielsweise Nachbildungen des Prater Corso auch Deutschmeister, Bosniaken, Ulanen, Husaren und Kaiserschützen, halb- und vollplastisch in fünf verschiedenen Größen herstellte. Auch Alfred Krunert, Edith Fohler, Erich Kollenz oder Herbert Wildner wurden durch ihre Darstellungen von Indianern, Trappern, Rittern oder Darstellungen türkischer Soldaten des Jahres 1683 berühmt.
Gegenwärtig hält der Wiener Peter Ewald Kovar, als einziger gewerblicher Zinngießer dieses Gewerbe in der Stadt gemeinsam mit dem Kunstmaler Gerhard Urbanke, der vor 17 Jahren die ersten "Gehversuche in Zinngießen" am elterlichen Gasherd erfolgreich absolvierte, aufrecht. Der junge Mann entwickelte sich zu einem Spezialisten für das authentisch Bemalen historischer Zinnfiguren. Die von ihm hergestellten Dioramen für das Heimatmuseum Eichgraben sowie die Nachstellung der Schlacht bei Dürnkrut 1278, zeugen von seinem profunden historischem Wissen. "Der historische Hintergrund ist bei der Herstellung von Zinnfiguren wichtig. Ich möchte den interessierten Menschen mit meinen Abbildungen aus Zinn nicht nur Freude machen, sondern ihnen auch ein Stück Geschichte näher bringen, also "begreifbar" machen!" analysiert der Künstler sein erfolgreiches Werk. Zinnfiguren erfreuen sich auch in modernen Zeiten immer größerer Beliebtheit. Wo kann man nun dieses wertvolle Kleinod erstehen ?
Zinnfiguren aus Wien, Inh. Gerhard Urbanke, Liechtensteinstraße 66, A-1090 Wien, Tel: 0664/172-90-74, Fax: 01/409-96-51
Zinnfiguren Böhm, Inh. Florian Böhm, Schulerstraße 7, A-1010 Wien, Tel: 01/512-32-40