Wenn die Brautleute geschultert werden, ist Schadchen Weber am Ziel. Foto: corbis
Wenn die Brautleute geschultert werden, ist Schadchen Weber am Ziel. Foto: corbis

Wer zu Weber kommt, hat nur eingeschränkte Möglichkeiten der Partnerwahl. Der Frankfurter ist von Beruf her Schadchen, das ist Hebräisch und heißt: Kuppler. Zu ihm gehen ausschließlich Juden, die Jüdinnen suchen, oder umgekehrt. Weber führt diese lange Tradition fort und ist laut eigenen Angaben der einzige Schadchen im deutschsprachigen Raum.

Das besondere Problem seiner Agentur Simantov ("gutes Zeichen") besteht darin, dass die Kunden meist weit entfernt voneinander leben. In Frankfurt zum Beispiel hat die jüdische Gemeinde 7000 Mitglieder. "Da kennen sich viele vom Spielen im Sandkasten her und verlieben sich nicht ineinander", sagt Weber, der fünf Sprachen spricht. In Europa gebe es nur etwa 15.000 Juden, die einen Partner suchten. "Diese Zahl haben normale Heiratsinstitute in ihrer Kartei", meint Weber.

Nur Gottes Handlanger


Der Sohn eines deutschen Juden, der 1939 nach Kolumbien emigrierte, verspricht Abhilfe. Neue Klienten müssen einen Fragebogen beantworten. Neben Alter und Gewicht können sie ankreuzen, ob sie selbst orthodox oder traditionell sind und wie ihr Partner sein soll. Detailfragen wie etwa eine Vorliebe für koscheres Essen klärt Weber anschließend, wenn er die Kunden in einem Hotel in Köln, Zürich oder Tel Aviv trifft. Danach muss die Dame nur noch auf den Anruf des Herrn warten.

Als seinen schönsten Erfolg nennt Weber eine Liebesheirat zwischen einer 83-jährigen Jüdin aus Amsterdam und einem 87 Jahre alten Berliner: "Um die Liebe kümmert sich Gott, ich bin nur sein Handlanger." Einen 49 Jahre alten Mann aus dem Elsass, der von seiner Frau verlassen worden war, schickte Weber zehn Jahre lang kreuz und quer durch Europa und nach Israel zu interessierten Frauen, bis der Kandidat letztlich eine 53-jährige Berlinerin fand und heiratete.

Die Partnersuche per Mausklick im Internet sieht Weber nicht als echte Konkurrenz. "Das Internet stiehlt viel Zeit, und viele Suchende bleiben auf der Strecke", ist er überzeugt.

Das Geschäft läuft auch wegen der rund 60.000 Juden gut, die in den vergangenen Jahren aus Russland nach Deutschland eingewandert sind. Viele dieser Zuwanderer haben in ihrer Heimat die religiösen Wurzeln verloren und suchen nun nach einem Partner, der die jüdische Tradition pflegt. Häufig wenden sich die Eltern eines Singles an Weber, weil sie fürchten, ihr Kind könne wegen der mangelnden Auswahl einen Nichtjuden heiraten. "Mein Ziel ist es, Mischehen zu verhindern", sagt der Vermittler. "Das Judentum würde heute nicht mehr existieren, wenn sich die Juden über Jahrtausende hinweg integriert hätten."

Zugang zum Intimsten


Eine spezielle Ausbildung hat der Eheanbahner nicht, lange Jahre hat er als Vermögensberater gearbeitet. "Bei beiden Berufen geht es um das Intimste des Menschen: sein Geld und sein Herz." Aber nicht nur seine Klienten müssen warten können, auch Weber selbst muss Geduld haben. Sein Honorar erhält er erst, wenn beide Eheanwärter beim Rabbiner unter der Chuppa, dem Hochzeitshimmel, gelandet sind. Von den "früher üblichen zehn Prozent der Mitgift" kann Weber nur träumen. "Reich bin ich nicht geworden." Aber geheiratet hat er selbst schon zwei Mal - und seine zweite Frau hat er sich von seiner Vorgängerin bei "Simantov" professionell vermitteln lassen.