Tokio. (rs) Als die Ingenieure nach zahllosen Fehlschlägen Mitte Juli einen dauerhaften Kühlkreislauf im Katastrophenreaktor etablieren konnten, waren bei Tepco die Hoffnungen groß, dass die Hiobsbotschaften aus Fukushima nun endlich abreißen würden. Doch bereits zwei Wochen später erwies sich dieses Hoffen für den japanischen Kraftwerksbetreiber als trügerisch. Nachdem bereits am Montag tödliche Strahlenwerte am Boden eines Abzugsrohrs zwischen den Reaktoren 1 und 2 gemessen wurden, musste Tepco am Dienstag den Fund einer weiteren Stelle mit extrem hoher Radioaktivität einräumen. In dem Lüftungsschacht wurden ebenfalls mehr als zehn Sievert verzeichnet.
Die hohen Strahlenwerte machen vor allem deutlich, wie groß das Gesundheitsrisiko noch immer ist, dem die Tepco-Angestellten bei den Aufräumarbeiten im havarierten Atomkraftwerk ausgesetzt sind. Ab einer Strahlung von zehn Sievert pro Stunde erleiden Menschen in der Regel nach wenigen Sekunden schwere gesundheitliche Schäden, die zum Tod führen können. Die tatsächlichen Werte könnten sogar noch deutlich höher liegen, weil die von Tepco eingesetzten Messgeräte nur eine Strahlung von bis zu zehn Sievert darstellen können.
Ungeachtet der Gefahr bekräftigte Tepco aber sein Ziel, die Reaktoren bis Jänner zu stabilisieren. Die hohen Strahlenwerte würden die Arbeiten nicht behindern. Dagegen warnten Wissenschafter den Konzern, er dürfe das Einhalten der Frist nicht über den Schutz seiner Einsatzkräfte stellen. Die Arbeiter in Fukushima dürften eigentlich nur einer jährlichen Strahlung von 0,25 Sievert ausgesetzt werden.
Seit der Atomkatastrophe im März geht auch in der Bevölkerung die Angst vor radioaktiv verseuchten Lebensmitteln um. Bei verschiedenen Produkten wurde bereits überhöhte Strahlung festgestellt. In mindestens 14 Präfekturen soll nun noch vor der Ernte untersucht werden, ob im dort angebauten Reis die Cäsium-Menge die Grenzwerte überschreitet.