Wien. Was ist eigentlich aus dem Ozonloch geworden? War es nur ein Modethema der Achziger? "Nein, mit Mode hat das nichts zu tun", erklärte Stana Simic vom Institut für Meteorologie an der Boku Wien. "Die Ozonschicht ist stabil geworden, es geht wieder in Richtung Erholung", betont die Expertin.

Das 1987 international ausgesprochene Verbot von umweltschädlichen Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) lässt die Ozonschicht in 20 Kilometer Höhe demnach wieder wachsen. Eine intakte Ozonschicht schirmt die Erde von ultravioletten Strahlen ab, die Sonnenbrand verursachen und Hautkrebs auslösen können. Aber der FCKW-Abbau in der Atmosphäre dauert Jahrzehnte.

Entwarnung könne man also keine geben: "Wer im Vorjahr geglaubt hat, dass sich die Ozonschicht wieder völlig regeneriert hat, der wurde im Frühling eines besseren belehrt", meinte Simic. So hatten Klimaexperten im April Alarm geschlagen und vom größten Ozonloch überhaupt gesprochen: Messungen der Weltwetterorganisation hatten ergeben, dass die Ozonmenge über der Arktis bis Ende März um etwa 40 Prozent zurückgegangen sei.

Laut Simic waren aber nicht primär die Schadstoffe in der Luft ausschlaggebend für dieses Ergebnis, sondern vor allem der sehr kalte Winter in der Stratosphäre. Der Klimawandel? Das könne man laut Simic noch nicht sagen - diesbezügliche Untersuchungen gebe es erst seit kurzem, relevante Ergebnisse seien frühestens in ein paar Jahren zu erwarten.

Wissenschafter von der Columbia University in New York haben allerdings schon einen Zusammenhang hergestellt: Durch den Abbau der Ozonschicht über dem Südpol würden zahlreiche klimarelevante Prozesse verändert, wodurch es letztlich zu vermehrten Regenfällen in den subtropischen Regionen komme, heißt es.

Sogenannte Ozon-Minilöcher durch die Verfrachtung von Wetterlagen seien jedenfalls immer möglich, betonte Simic, die auf ein eigenes Forschungsprojekt verwies, das sich mit dem Einfluss der Veränderungen des UV-Lichts auf die Hautkrebsrisikorate in Österreich beschäftigt. "Ergebnisse dazu sollten in zwei Jahren vorliegen", so die Expertin. Bei einer Veranstaltung anlässlich des 125.Jubiläums des Observatoriums am Sonnblick nächste Woche will sie mehr darüber verraten.

Kein Politikum

Im Übrigen ist das Ozonloch nicht zu verwechseln mit dem bodennahen Ozon - um das es heuer ebenfalls einigermaßen ruhig geworden ist. Sonst haben zumindestens die Wiener Grünen immer Alarm geschlagen, wenn die Grenzwerte im Sommer überschritten wurden - und diesen Umstand sofort für Kampagnen zur Eindämmung des motorisierten Verkehrs genutzt. Dass sie das heuer nicht tun, dürfte aber nicht auf ihre Regierungsbeteiligung in Wien zurückzuführen sein. "Bodennahes Ozon entsteht durch die Verbindung von Hitze, niedriger Windgeschwindigkeit, starke Sonneneinstrahlung und Abgasen", erklärte Markus Hirtl von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik auf der Hohen Warte. "Und da es mit Ausnahme dieser Woche heuer meistens verregnet war, konnte sich auch kein bodennahes Ozon bilden."