Wie verhärtet die Fronten mittlerweile sind, lässt sich aber nicht nur an dieser Aufrüstung ablesen. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen sich Walschützer und Walgegner ausschließlich mit Farbbeuteln und Wasserwerfern bekämpften. Im Jänner 2010 sank das Sea-Shepherd-Schnellboot "Addy Gil" nach einer Kollision mit dem Walfangschiff "Shonan Maru", beide Seiten unterstellten der jeweiligen anderen Partei danach eine absichtliche Attacke. Wenige Monate später wurde ein Aktivist, der unerlaubt ein japanisches Fangschiff betreten hatte, von einem Gericht in Japan zu drei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt und dann nach Neuseeland zurückgeschickt. Aus Protest gegen die Störaktionen hatte der japanische Außenminister Seiji Maehara im Februar 2011 sogar die Botschafter von Australien, Neuseeland und den Niederlanden einberufen. Japan wirft diesen Ländern vor, die Tierschützer zu unterstützen, weil sie unter ihrer Flagge und von ihren Häfen aus operieren. Neuseeland kritisierte wiederum am Mittwoch die japanische Entscheidung für Begleitschiffe.

Der Walfang wird von den Tierschützern nicht nur als artgefährdend, sondern auch als unnötig kritisiert. Denn obwohl Japan stets auf die Traditionen seiner Esskultur pocht, haben im Land der aufgehenden Sonne heute nur noch wenige Appetit auf Walfleisch. Vor Beginn der letzten Fangsaison warteten noch 4500 Tonnen tiefgefrorenes Walfleisch in den Kühlhäusern auf Käufer, um die Nachfrage zu stimulieren, wurde es an Schulen und Krankenhäuser zu einem Drittel des Marktpreises geliefert. Angesichts dieser Marktlage muss die Waljagd auch kräftig subventioniert werden, ohne einen staatlichen Zuschuss von sieben Millionen Euro könnte die Fangflotte längst nicht mehr in See stechen. Dass Japan trotzdem bedingungslos am Walfang festhält, ist laut Experten eine Frage des Prinzips. Denn das Land, das einen Großteil seiner Lebensmittel importieren muss, will sich nicht von Ressourcen abschneiden lassen. Denn was mit dem geschützten Wal beginnt, könnte mit dem bedrohten Thunfisch enden.