Tokio. In der vergangenen Fangsaison war der Sieg wohl eindeutig an die Walschützer gegangen. Mehrere Wochen lang waren die Aktivisten von "Sea Shepherd" dem Hauptschiff der japanischen Walfangflotte durch das Südpolarmeer gefolgt, hatten Farbbeutel, Rauchbomben und Flaschen mit stinkender Buttersäure auf das Schiff geworfen, um die Seeleute zu stören und zu behindern. Immer wieder hatten sich die Tierschützer mit ihren Schiffen dazwischengedrängt, wenn die Walfänger ein Tier per Harpune anvisiert hatten oder versuchten, einen bereits erlegten Wal an Bord zu ziehen. Deutlich vor dem ursprünglich geplanten Ende des Fangzugs gaben die Japaner schließlich entnervt auf, die aus vier Schiffen bestehende Flotte machte sich in Richtung Heimat auf. Von den 985 Walen, die Japan zwischen November 2010 und März 2011 erlegen wollte, konnten gerade einmal knapp 200 gefangen werden.

Der vorzeitige Abzug der Fangflotte wurde von den Tierschützern damals als großer Sieg gefeiert. Doch Japan scheint in dem mittlerweile zu einem veritablen Kleinkrieg gewordenen Konflikt als andere als klein beigeben zu wollen. Am Dienstag kündigte das japanische Fischereiministerium an, dass die Walfangflotte in diesem Jahr erstmals Begleitschutz bekommen wird, der die Störaktionen der Tierschützer verhindern soll. Ob und mit welchen Waffen die Boote ausgestattet werden, wollte das Ministerium nicht kommentieren. An der eigenen Entschlossenheit ließ man aber keine Zweifel. "Wir werden weiterhin die Überzeugungen unseres Landes geltend machen", sagte Fischereiminister Michihiko Kano. Japan ist eines von drei Ländern, das trotz des 1986 in Kraft getretenen weltweiten Fangmoratoriums weiterhin Jagd auf Wale macht. Das Land nutzt dabei eine Ausnahmegenehmigung der Internationalen Walfangkommission (IWC), die eine Jagd für Forschungszwecke erlaubt. Für die Tierschützer ist Japans wissenschaftlicher Walfang aber nur ein Deckmäntelchen für den kommerziellen Hintergrund der Jagd, denn der von der IWC geforderte Nachweis über neue Erkenntnisse fehlt so gut wie vollständig. Nahezu alle erlegten Tiere landen zudem auf dem Markt.

Wenig Appetit auf Wal

Mit dem Begleitschutz für die Fangschiffe scheint jedenfalls eine neuerliche Verschärfung des Konflikts unausweichlich, denn auch die Tierschützer haben schon angekündigt nochmals aufrüsten zu wollen. Bereits im Vorjahr waren sie so gut ausgestattet wie nie zuvor gewesen: Zwei mehr als 50 Meter lange, hochseetaugliche Schiffe, ein sehr schneller und wendiger Trimaran und ein Hubschrauber wurden der Fangflotte entgegengestellt.