Begleitet von politischen Umwälzungen und blutiger Gewalt in vielen arabischen Ländern hat für weltweit 1,5 Milliarden Muslime am Sonntag das Opferfest begonnen. Eid al-Adha ist der wichtigste Feiertag im Islam. Das viertägige Fest erinnert an die Bereitschaft Abrahams (arabisch: Ibrahim), seinen Sohn zu opfern. Es ist zugleich der Dank von Pilgern und Daheimgebliebenen für eine erfolgreiche Wallfahrt nach Mekka.
Die "Hadsch" gehört neben dem Glaubensbekenntnis, dem wohltätigen Spenden, dem täglichen Gebet und dem Fasten zu den fünf Grundpflichten im Islam. Jeder Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, sollte einmal im Leben nach Mekka pilgern. Nach erfolgreichem Abschluss darf er den Ehrennamen Hadsch tragen.
2,5 Millionen Gläubige in Mekka
In Saudi-Arabien erreichte die jährliche große Wallfahrt am Wochenende ihren Höhepunkt. 2,5 Millionen Muslime aus 183 Ländern pilgerten nach Angaben des Innenministeriums nach Mekka. Zum Höhepunkt der "Hadsch" beteten die Gläubigen am Samstag auf dem Berg Arafat, wo der Prophet Mohammed der Überlieferung nach vor 14 Jahrhunderten seine Abschiedspredigt gehalten hatte.
Anschließend legten die Gläubigen die gefährlichste Strecke ihres fünftägigen Aufenthalts zurück, um am Sonntag zur symbolischen Steinigung des Teufels zu gelangen, die noch zwei Tage andauern soll. Wegen des Gedränges auf der Brücke bei Mina waren zuletzt 2006 bei einer Massenpanik mehr als 350 Menschen ums Leben gekommen.
Doch die saudischen Behörden haben seither in weitere Sicherheitsmaßnahmen investiert. So wurde eine Brücke erweitert, von der die Gläubigen ihre Kieselsteine werfen. Außerdem wurden die ursprünglichen Säulen durch Wände ersetzt. Damit wollen die Behörden vor allem ein dichtes Gedränge bei der rituellen Teufelsaustreibung verhindern. Eine neue Metro transportierte Hunderttausende Wallfahrer zwischen den heiligen Stätten.
Nach Angaben der saudischer Behörden wurden zudem rund 100.000 Sicherheitskräfte rund um Mekka stationiert. 20.000 Ärzte und Sanitäter waren im Einsatz. Offensichtlich hatten die Vorsichtsmaßnahmen Erfolg. Bei der diesjährigen Hadsch gab es zunächst keine größeren Zwischenfälle. Bis Sonntagnachmittag blieb es ruhig.
Opferfest von Gewalt begleitet
Allerdings war das Opferfest in mehreren islamischen Ländern von Gewalt überschattet. In Bagdad gab es bei einem Bombenanschlag auf einen belebten Marktplatz zahlreiche Opfer, im nordafghanischen Baghlan kamen durch einen Selbstmordanschlag vor einer Moschee mindestens sieben Menschen ums Leben. In Syrien wurden elf Menschen erschossen, als am wichtigsten Feiertag der Muslime im ganzen Land Massenproteste gegen die Regierung stattfanden. Brennpunkte waren die Hochburgen der Demokratiebewegung Homs, Hama und Ildib.
Nach der symbolischen Steinigung des Teufels begann am Sonntag mit dem rituellen Opfer eines Tieres oder eines Stückes Fleisch die wichtigste Feier im Islam, Eid al-Adha. Das Opfer erinnert an Abraham (arabisch: Ibrahim). Auch in Österreich begeht ein großer Teil der über 500.000 Muslime das Opferfest (türkisch: Kurban Bayram, bosnisch: Kurban Bajram). Meist übernehmen türkische Supermarktketten den gesamten Schlachtablauf - vom Kauf des Tieres bis zur Bearbeitung des Fleisches, von dem ein Teil an Arme und Bedürftige abgegeben werden muss.
Mit diesem Brauch werfen die Daheimgebliebenen auch ein spirituelles Band zu den Mekka-Pilgern. Eine Quoten-Regelung besagt nämlich, dass nur 1.000 Pilger je eine Million Muslime an dem Höhepunkt der Wallfahrt teilnehmen darf. So kamen auch heuer die meisten ausländischen Wallfahrer aus Indonesien: Rund 200.000 Gläubige reisten aus dem Inselstaat an. Das in Mekka geopferte Fleisch wird übrigens eingefroren und in ärmere muslimische Länder verschickt.