Rio de Janeiro. Sie haben nicht nur gestreikt, sondern möglicherweise auch gemordet: Polizisten im brasilianischen Bundesstaat Bahia stehen laut Ermittlerkreisen unter Verdacht, während ihres mittlerweile beendeten Ausstandes dutzende Menschen getötet zu haben. Während des zwölftägigen Streiks seien insgesamt 180 Menschen umgebracht worden, sagte ein Gewährsmann des Morddezernats. 30 davon wurden förmlich hingerichtet. Viele der Opfer wurden in Handschellen oder mit auf den Rücken gefesselten Händen aufgefunden. Erste Ermittlungen und Berichte von Augenzeugen deuten darauf hin, dass Milizen aus ehemaligen oder aktiven Polizeibeamten für die Tötungen verantwortlich sind.

Der Streik in Bahia im Nordosten des Landes war am Samstag beendet worden. Mittlerweile sind auch in Rio de Janeiro, wo Ende vergangener Woche ebenfalls einige Polizisten in den Streik getreten waren, alle Beamten wieder zur Arbeit zurückgekehrt. Man habe den Ausstand aus Rücksicht auf den Tourismus vorerst beendet, sagte ein Polizeigewerkschafter. Er hatte damit den Karneval im Blick, der am Freitag beginnt und über dessen Absage bereits spekuliert wurde. Die Sicherheitskräfte schließen aber nicht aus, nach dem Karneval erneut zu streiken. Sie verlangen höhere Löhne.