Cigombong. Einen Tag nach dem Absturz eines russischen Passagierflugzeugs in Indonesien ist es traurige Gewissheit geworden: Keiner der Insassen überlebte das Unglück in einer Bergregion südlich der Hauptstadt Jakarta, wie die Rettungskräfte am Donnerstag mitteilten. Der russische Superjet 100 von der Firma Suchoi war während eines Demonstrationsflugs gegen einen Vulkan geprallt, erst am nächsten Tag erreichten Rettungstrupps das Wrack.

Tasya Kamagi, 10, mit einem Foto ihres Vaters Steven - keiner der Passagiere des russischen Jets hat überlebt. - © APAweb / Tatan Syuflana / AP / dapd
Tasya Kamagi, 10, mit einem Foto ihres Vaters Steven - keiner der Passagiere des russischen Jets hat überlebt. - © APAweb / Tatan Syuflana / AP / dapd

"Wir sind zum Unglücksort gelangt", sagte ein Sprecher der nationalen Rettungsbehörde. "Wir haben Leichen gefunden, können aber nicht sagen, wie viele." Überlebende seien nicht gefunden worden. Die Helfer bereiteten sich nun darauf vor, die Toten für die Bergung am Freitag vorzubereiten.

Unterschiedliche Angaben zu Passagieren
An Bord der Maschine befanden sich unterschiedlichen Angaben zufolge zwischen 46 und 50 Insassen. Nach Angaben des indonesischen Vertreters von Suchoi, Trimarga Rekatama, waren neben Indonesiern acht Russen, ein Franzose und ein US-Bürger an Bord. Das Flugzeug mit Platz für bis zu 100 Passagiere sollte im Rahmen einer Werbetour durch Asien indonesischen Luftfahrtverantwortlichen und Journalisten vorgeführt werden.

Die zweimotorige Maschine zerschellte laut Rettungsbehörde 50 Minuten nach dem Start mit voller Geschwindigkeit am Vulkan Mont Salak. Zuvor war das Flugzeug von der Radarschirmen verschwunden. Erst am Donnerstagmorgen entdeckte ein Hubschrauberpilot das Wrack mit dem Suchoi-Logo in 1800 Metern Höhe. Luftaufnahmen zeigten Wrackteile zwischen Bäumen und Felsen an einem steilen Abhang. Dies ließ darauf schließen, dass das Flugzeug den Berg mit voller Wucht gerammt hatte.

Zerstreute Wrackteile des vermissten russischen Flugzeugs auf dem hang eines Vulkans. - © APAweb / AP Photo / Indonesian Air Force
Zerstreute Wrackteile des vermissten russischen Flugzeugs auf dem hang eines Vulkans. - © APAweb / AP Photo / Indonesian Air Force

Schwierige Bergung
Der Zugang für die Rettungskräfte zur 80 Kilometer südöstlich von Jakarta gelegenen Unglücksstelle war in der bergigen Dschungel-Region äußerst schwierig. Dasselbe galt für die Suche nach den Opfern. Am Flughafen Halim im Osten von Jakarta, von wo die Maschine gestartet war, versammelten sich verzweifelte, weinende Angehörige. Sie ließen sich DNA-Proben für die Identifizierung der Toten entnehmen.

Russland leitete strafrechtliche Ermittlungen ein. Es gebe Indizien, die auf eine Verletzung der Sicherheitsvorschriften hindeuteten, teilte das  Ermittlungskomitee mit. Die Ermittler würden die Vorbereitung der Besatzung und den Zustand des Flugzeugs überprüfen.

Hoffnungen der russischen Luftfahrtindustrie zerschellt
Der Suchoi Superjet 100 galt als Hoffnung der russischen Luftfahrtindustrie, die seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 in der Krise steckte. Mit dem Mittelstrecken-Passagierflugzeug wollte Russland seine Stellung auf dem Weltmarkt ausbauen. Erst seit 2011 sind Flugzeuge dieses Typs im Einsatz, bislang für die armenische Fluggesellschaft Armavia und die russische Aeroflot. Zuletzt hatte die indonesische Kartika Airlines die Bestellung dutzender Maschinen angekündigt. Erst im Februar erhielt der Superjet 100 die EU-Zulassung, was ihm den europäischen Markt öffnete.

Aus kommerzieller Sicht sei das Unglück "ärgerlich", sagte der Analyst Christophe Ménard von Kepler Capital Markets. Indonesien sei "ein Land, das besonders viele Flugzeuge kauft" und wo die Konkurrenten EADS und Boeing "sehr aktiv" seien. "Das ist ein Schlag für den Ruf der russischen Luftfahrtindustrie", sagte der russische Pilot Magomed Tolbojew im Radiosender Moskauer Echo. "Unser Land hat immer wieder gesagt, es werde ein unvergleichliches Flugzeug bauen - und jetzt so was."