Oslo. (rs) Es sind die Stunden und Tage der Gerichtspsychiater. Mehr als zehn Wochen nach Verhandlungsbeginn sollen sie in den kommenden Tagen im Osloer Strafgericht die alles entscheidende Frage im Prozess gegen Anders Bering Breivik klären: Ist der Mann, der durch den Doppelanschlag in der norwegischen Hauptstadt und auf der Ferieninsel Utöya insgesamt 77 Menschen getötet hat, zurechnungsfähig und damit für seine Taten auch strafrechtlich verantwortlich? Oder ist der 33-Jährige psychisch krank und muss in eine geschlossene Anstalt eingewiesen werden?

Breivik, der sich sich selbst als politischer Aktivist im Kampf gegen eine vermeintliche Islamisierung versteht, hat stets darauf bestanden, in vollem Bewusstsein gehandelt zu haben. Unterstützung erhielt er in dieser Hinsicht bereits zu Wochenbeginn von mehreren Experten für Gerichtspsychiatrie. Die Mitglieder eines 18-köpfigen Teams hatten Breivik während der Untersuchungshaft intensiv beobachtet und sind zu dem Schluss gekommen, dass Breivik zurechnungsfähig ist. Im Widerspruch dazu stehen die Ansichten der Gerichtspsychiater Torgeir Husby und Synne Sörheim. Sie hatten bereits im November in einem offiziellen Gutachten "paranoide Schizophrenie" diagnostizierten und verteidigten diese Einschätzung auch am Donnerstag vor Gericht.