Wien. Im Wiener Straflandesgericht ist am Montag ein Prozess gegen einen ukrainischen Geschäftsmann eröffnet worden, in dem der Staatsanwalt einen dreisten Hochstapler sieht.
Der 53-jährige Viktor S., der 1998 nach Österreich gekommen war, soll sich in Wien jahrelang als Kontaktmann nach Osteuropa ausgegeben und vor allem mit vorgeblich gewinnbringenden Gas-Geschäften um finanzielle Beteiligungen geworben haben. Mit den kassierten Investments soll er das Luxusleben seiner Familie finanziert haben: Der 53-Jährige residierte mit seiner Ehefrau und seinem Sohn in einem ebenso noblen wie kostspieligen Appartement am Parkring. "Er trug nur die feinsten Anzüge und ging mit seiner Frau in die teuersten Boutiquen. Sie fuhren Autos, die sich ein normaler Mensch kaum leisten kann", verwies der Ankläger auf den Fuhrpark von S., der mehrere Bentleys und einen Rolls Royce umfasste. Der Sohn bekam zum 18. Geburtstag einen Porsche Cayenne geschenkt.
Dieses Leben passte nicht zum geschäftlichen Erfolg des Mannes, der ein Büro im Hotel Hilton unterhielt. "Seine Projekte waren Luftschlösser", sagte der Staatsanwalt, "er hat seinen Opfern das Blaue vom Himmel versprochen. Es gibt nämlich kein einziges Geschäft, das der Angeklagte zustande gebracht hätte."
In dem Prozess, in dem es um gewerbsmäßigen schweren Betrug und Urkundenfälschung geht, ist eine Schadenssumme von 10,2 Millionen Euro inkriminiert. Neben S. müssen sich auch seine 42 Jahre alte Ehefrau und sein 29-jähriger Neffe als Mitangeklagte verantworten, weil sie im Wissen um die betrügerischen Machenschaften Dolmetscher-Dienste leisteten, ihre Konten für die finanzielle Abwicklung zur Verfügung stellten und Darlehensverträge unterschrieben.
AS & KI HandelsgesmbH und Gazoil Impex hießen die Firmen, die Viktor S. zunächst vom Hotel Hilton aus und später an seiner Privatadresse führte. Er bot Unternehmern und privaten Investoren seine vorgeblich erstklassigen Kontakte zu Politikern und Geschäftsleuten in der Ukraine an, wobei er diesen speziell erfolgsversprechende Deals in der Energie-Branche schmackhaft machte.
Er könne Lieferverträge mit dem russischen Gazprom-Konzern vermitteln, gab der 53-Jährige etwa vor. Von Gas-Geschäften mit Rumänien, Ungarn und Moldawien war ebenfalls die Rede, wobei Viktor S. seine Besprechungen mit den angehenden Investoren gern im Hotel Sacher oder an vergleichbaren Adressen anberaumte. Seine schmackhaften Schilderungen hinterließen Eindruck: Ein Geschäftsmann drückte ihm im Grand Hotel Wien 450.000 Euro in bar in die Hand, weil er glaubte, sich demnächst mit Strom aus der Ukraine eine "goldene Nase" verdienen zu können. Einem einzigen Investor entlockte Viktor S. nicht weniger als 6,6 Millionen Euro.
"Habe keinen belogen"
"Ich habe keinen belogen. Ich habe immer die Wahrheit gesagt", wies der mutmaßliche Hochstapler Viktor S. die wider ihn erhobenen Betrugs-Vorwürfe zurück. Sein Verteidiger machte geltend, dass "erfahrene, gestandene Geschäftsmänner" diese Investments geprüft und gutgeheißen hätten.
Alle Angeklagten bekannten sich "nicht schuldig". Das Verfahren ist auf zwei Wochen anberaumt. Im Fall von Schuldsprüchen drohen bis zu zehn Jahre Haft.