Wien. Ernährung, Stress und Bildungsgrad: Sie sind offensichtlich mit dafür verantwortlich, wer länger - und vor allem länger gesund lebt. Hat doch die sogenannte "Klosterstudie" Marc Luys vom Institut für Demografie der Akademie der Wissenschaften ergeben, dass die Lebenserwartung von Männern und Frauen, die im Kloster leben, nahezu gleich hoch ist. Männer leben hier um durchschnittlich ein Jahr kürzer als Frauen - außerhalb der Klostermauern sind es sechs Jahre.

"Biologische Faktoren spielen bei der Lebenserwartung offenbar eine untergeordnete Rolle", sagte Luy am Donnerstag anlässlich der Abschlusskonferenz eines dreijährigen EU-Forschungsprojektes, das ebenfalls die Lebenserwartung beleuchtete, allerdings innerhalb der Gesamtbevölkerung.

Jedes Jahr drei Monate älter


Die in den Studien erarbeiteten Zahlen sollen nun helfen, einen verbesserten Zugang zu Gesundheitsdaten und eine Basis für Berechnungen der Kosten im Sozial- und Gesundheitswesen zu schaffen. Generell steigt die Lebenserwartung jedes Jahr um drei Monate - wann es zu einer Abflachung kommt, konnte selbst die Expertenrunde nicht beantworten. Der "Klosterstudie" zufolge stehen jedenfalls äußere Faktoren in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Lebensdauer. "Im Kloster essen alle das Gleiche und gehen einer ähnlichen Tätigkeit nach", sagte Luy, der für die Studie 1200 Personen erfasst hat. Die um vieles inhomogenere Gruppe der Gesamtbevölkerung zeichnet ein völlig anderes Bild: Männer leben laut EU-Forschungsprojekt um sechs Jahre kürzer als Frauen - sind dafür aber länger gesund. Konkret betrug 2010 die Restlebenserwartung im Alter von 65 Jahren 21,4 Jahre für Frauen und 17,9 Jahre für Männer. 65-jährige Frauen dürfen aber - statistisch gesehen - davon ausgehen, dass sie nur 6,9 Jahre, also etwa ein Drittel dieser Zeit, in Gesundheit leben. Bei Männern sind es 7,4 Jahre, also fast die Hälfte. Der Grund dafür: Letztere sterben eher an Herz-Kreislauferkrankungen, während Frauen länger an chronischen Krankheiten leiden.

Belastung Kind und Karriere


Brisant dabei ist, dass Menschen mit höherer Bildung zwar generell eine höhere Lebenserwartung haben. Betrachtet man allerdings die Lebenserwartung von Frauen im Detail, zeichnete sich in den Jahren 1981 bis 2006 laut den Zahlen der Statistik Austria folgende Tendenz ab: Bei jenen mit mittlerer Bildung stieg die Zahl der Jahre in Gesundheit mit 5,6 am meisten an. Bei Frauen mit niedriger Bildung waren es 3,7 - und bei jenen mit hoher Bildung nur 3,2 Jahre. Bei den Zahlen sind zwar mögliche Zufallschwankungen zu berücksichtigen - die Belastung Familie, Karriere und Beruf könnte aber ein Grund dafür sein.