Buhlen um die Gunst Haiders
Fischer und Michael G., der laut Anklage die Scheingeschäfte mit der FP-nahen Agentur von Rumpold eingefädelt haben soll, bekannten sich teilschuldig. Fischers Anwalt Otto Dietrich betonte, Haider habe seinen Mandanten ersucht, Rumpold Aufträge zu geben. Fischer habe sich dadurch die "Gunst" Haiders - einer sehr mächtigen Person in der Politik, wie Dietrich ausführte - erwartet. Eine Leistung sei bei diesen Aufträgen vorgesehen und erwartet worden, die Erwartung sei aber nicht erfüllt worden. Fischer habe das Interesse des Unternehmens Telekom besser gewahrt gesehen, wenn er keinen Streit mit dem inzwischen verstorbenen Landeshauptmann anfange.
Auch der frühere Prokurist Michael G. bekannte sich teilschuldig - schuldig der Untreue, aber unschuldig der falschen Beweisaussage im U-Ausschuss. Sein Anwalt Eduard Salzborn sagte, der damalige Abteilungsleiter sei davon ausgegangen, dass die Telekom bei Rumpold zwar eine Leistung einkaufe, dies aber zu einem überhöhten Preis. G. wurde von seinem Verteidiger als kleines Rädchen dargestellt, er habe "auftragsgemäß agiert".
Nicht schuldig bekannten sich der damalige FP-Bundesgeschäftsführer Eccher und Finanzreferent Neudeck. Ecchers Anwalt Martin Dohnal verwies dabei auf die Verantwortung Haiders für die Causa. Als Bundesgeschäftsführer der FPÖ sei Eccher nicht in der Lage gewesen, Überweisungen für die Partei selbst durchzuführen. Er sei viel eher "auf seine Vorgesetzten ganz einfach angewiesen" gewesen. Auch Neudecks Verteidiger Roland Kier stellte fest: "Mein Mandant kommt zu dieser Anklage wie die Jungfrau zum Kinde."
Mutmaßliche Scheingeschäfte
Eine detaillierte Schilderung der Vorwürfe gegen die fünf Angeklagten und der Vorgeschichte der mutmaßlichen Scheingeschäfte erfolgte durch Staatsanwalt Herbert Harammer im Eröffnungsplädoyer. Demnach konnte sich die Partei den teuren Rahmenvertrag mit der Werbeagentur nach der Wahlniederlage des Jahres 2002 nicht mehr leisten und musste den Vertrag kündigen. Die FPÖ habe damals nämlich zwei Drittel ihrer Parteienförderung verloren und sei in eine finanzielle Krise geschlittert. Die Telekom Austria habe die Notlage der Partei, die ja immerhin den für die Telekom zuständigen Infrastrukturminister gestellt habe, als Chance erkannt, meinte Harammer: "Diese finanzielle Krise der Freiheitlichen hat hier eine Gelegenheit eröffnet, einen Schuhlöffel, wie man sich verdienstlich machen kann, wie man sich die Freiheitlichen gewogen machen kann."
In dieser Situation habe Haider FP-Bundesgeschäftsführer Eccher und Finanzreferent Neudeck beauftragt, eine Einigung mit Rumpold über den strittigen Rahmenvertrag auszuarbeiten. Schließlich sei damals die EU-Wahl vor der Tür gestanden und Haider habe Rumpold als Wahlkampfleiter haben wollen. Rumpold wiederum sei interessiert daran gewesen, die ausständigen Zahlungen der FPÖ zu erhalten. Und hier sei die Telekom ins Spiel gekommen, um mit 600.000 Euro an Rumpolds Agentur "diese finanzielle Krise (der FPÖ, Anm.) zu überbrücken".