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Wien. An Optionen, der Hochwassergefahr zu begegnen, mangelt es nicht. Valencia (Spanien) hatte sich Ende der 50er-Jahre zum ultimativen Schritt entschlossen und den Río Turia großräumig umgeleitet. Das trockengelegte Flussbett in der Stadt ist heute ein riesiger Park. Wien hat die Neue Donau und Donauinsel geschaffen. "Aber das sind schon enorme Eingriffe", sagt die Hydrologin Magdalena Rogger von der Technischen Universität Wien.

"Besser wäre es, einen Schritt zurück zu machen und mehr Überflutungsflächen in Gebieten, in denen es keine großen Schäden gibt, zu schaffen." Derartige Rückbauten gibt es zwar, sind aber die Ausnahme, wie auch Daniel Kosak vom Gemeindebund bestätigt. "Es ist irrsinnig schwer, weil es einfach einen Altbestand gibt." Als Beispiel nennt Kosak die Siedlung in Kritzendorf mitten im Hochwassergebiet, die nun erneut überflutet wurde. "Das sind Altlasten aus vielen Jahrzehnten."

In diesem Zeitraum hat sich auch in der Forschung viel bewegt. Die Prognosemodelle sind präziser geworden, weshalb heute viel früher Vorsorgemaßnahmen getroffen und damit die Schäden verringert werden können. Dank der Analysen der Wissenschaft wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch Risikozonen definiert. "Es hat sich schon viel getan, beim mobilen Hochwasserschutz, aber auch bei der Raumplanung", sagt Rogger. Kosak spricht gar von einem "gewaltigen Umdenken", schließlich hat es früher gar keine Gefahrenzonen gegeben. "Heute kann kein Bürgermeister Bauland in einer roten Zone widmen, das geht nicht."

Zwar hat das Wasser für die Industrie nicht mehr die Bedeutung vergangener Dekaden, jedoch sehr wohl für Häuslbauer, um deren Ansiedlung sich die Gemeinden bemühen. Dieses Spannungsverhältnis beschreibt auch Kosak: "Natürlich gibt es Druck der Bauwerber, an einem Bach oder See zu wohnen. Das findet jeder schön, an die Risiken denkt halt keiner." Aus gefährdeten sichere Zonen zu machen wie in Wien und Valencia, ist für die Gemeinden trotz großzügiger Förderungen von Bund und Ländern finanziell nicht zu stemmen. "Bevor aus roten Zonen Bauland wird, geht es darum, den Altbestand zu schützen", sagt Kosak.