Wien. (apa/sf) Sie sind wirkungslos oder unter Umständen sogar lebensgefährlich, die Fälscher machen damit aber ein gutes Geschäft: Mit dem Verkauf von Arzneimittel-Imitaten hat ein Fälscherring zumindest drei Millionen Euro eingenommen. Am Montag schlugen die Ermittler in Österreich, Ungarn und Großbritannien zu: Mehrere Personen wurden festgenommen, bei Hausdurchsuchungen entdeckten die 120 beteiligten Ermittler 130.000 Euro Bargeld und eine Million gefälschte Tabletten mit einem Verkaufswert von zehn Millionen Euro. Es handle sich um den "wohl europaweit größten Schlag gegen den Handel mit gefälschten Arzneimitteln", sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner am Montag.

Hauptverdächtiger der Bande wurde in Wien gefasst


Der 44-jährige Raphael T., der als Haupttäter gilt, wurde am Montag in Wien gefasst. Neben dem Israeli befinden sich unter den acht Festgenommenen auch zwei Österreicher, die in Niederösterreich und Wien gefasst wurden. Die verdächtigen Österreicher gehören nicht zu den Haupttätern.

Der Zeitpunkt wurde bewusst gewählt, da mehrere der Verdächtigen aus dem Ausland am Sonntagabend zu einer Familienfeier im Hotel Bristol in Wien waren. Die 20 Hausdurchsuchungen in Österreich und Ungarn wurden in einem Hotelzimmer und an Wohnadressen durchgeführt.

Auch in Großbritannien gab es mehrere Festnahmen und Hausdurchsuchungen. Dort wurden außerdem 49 Konten der Bande eingefroren, drei weitere in Österreich, drei in Zypern, sieben in der Slowakei und je eines in Ungarn und Belgien. Laut Ermittlern wurden Bankkonten mit Einlagen von insgesamt einer Million Euro eingefroren. Die verkauften Präparate waren alle gefälscht und in Südostasien hergestellt worden. Sie wurden als Originalmittel oder Generika angeboten. Die Bande flog wegen eines unterfrankierten Pakets auf: Die Sendung wurde im September 2012 an den vermeintlichen Absender, eine Apotheke in Spanien, zurückgeschickt. Dort bestritt man, das Paket versandt zu haben. Daraufhin riefen spanische Ermittler die europaweite "Operation Vigorali" ins Leben. Der Name setzt sich aus "vigor" (spanisch: Kraft/Potenz) und "ali" (für die spanische Küstenstadt Alicante) zusammen. Auch in Österreich gab es eine achtköpfige Soko Vigorali, insgesamt waren 15 Länder betroffen.

Vertrieben wurden in erster Linie "Lifestyle-Produkte" wie Potenz- und Diätmittel berichtete Andreas Holzer, Leiter des Büros für Organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt. Bis heute dürften 300.000 Pillen zu einem Durchschnittspreis von zehn Euro verkauft worden sein. Die in Südostasien hergestellten, gefälschten Präparate wurden auf eigens eingerichteten Internetseiten - wie www.apotheke-austria.com - als Originalmittel oder Generika angeboten. Mehr als 20.000 Paketsendungen im Wert von drei Millionen Euro wurden in den vergangenen Monaten vor der Zustellung in Österreich abgefangen.

Neues EU-Siegel zur Prüfung von Online-Apotheken


Gefälscht werden längst nicht nur Potenzmittel, sondern auch Mittel gegen Malaria oder Krebs. Sie sind oft nicht auf den ersten Blick erkennbar. Gefälschte Medikamente gegen Krebs waren zuletzt sogar über die legale Versorgungskette in Krankenhäuser gelangt.

Ein EU-weit gültiges Logo soll Verbrauchern spätestens ab der zweiten Jahreshälfte 2015 helfen, die Seriosität einer Online-Apotheke zu prüfen. Ein Link im Logo führt Online-Kunden zu einer zentralen Website der Behörden des jeweiligen Landes. Hier kann geprüft werden, ob die Internet-Apotheke in der Liste mit allen zugelassenen Online-Apotheken und anderen registrierten Arzneimittel-Händlern aufscheint.