Wien. Eine Wohnung, ein Sofa, eine Küche. Einen Computer, ein Handy, ein Auto. Deren Luxusgüter gibt es viele - das Tragische daran ist, dass diejenigen, die sie besitzen wollen, nicht warten, bis sie es sich leisten können. Die logische Antwort darauf: Die Zahl der jungen Menschen, die sich in Schulden stürzen, wächst. "Die Schuldner werden insgesamt jünger", sagt Alexander Maly, Leiter der Wiener Schuldnerberatung des Fonds Soziales Wien, auf Nachfrage der "Wiener Zeitung".

Österreichweit waren im Vorjahr bereits 27 Prozent der erstberatenen Klienten 30 Jahre oder jünger, so die Zahlen der Dachorganisation der Schuldnerberatungen Österreichs (ASB Schuldnerberatungen GmbH). Elf Prozent waren zwischen 21 und 25 Jahre alt. Die durchschnittliche Schuldenhöhe der Klienten bis 30 Jahre lag bei rund 27.900 Euro, wobei sich Frauen (22.500 Euro) generell niedriger verschulden als Männer (31.900 Euro). Gleichzeitig steigt die Zahl der Privatkonkurse mit einer Schuldensumme unter 10.000 Euro. Das bedeutet, dass die Betroffenen bei einer geringen Schuldenhöhe zahlungsunfähig sind. Und das betrifft tendenziell junge Erwachsene.

Als die zwei wesentlichen Hauptschuldenquellen nennt Maly die verlockende Möglichkeit, das Konto zu überziehen sowie Smartphone-Knebelverträge. Bereits drei Viertel der unter 25-Jährigen haben Schulden bei einem Handyanbieter. Bei den über 45-Jährigen ist es nur ein Drittel.

"Die Lockangebote, das neueste Smartphone um null Euro zu bekommen, bergen eine große Gefahr. Man verpflichtet sich, einen monatlichen Betrag zu zahlen, und wenn man das nicht mehr kann, ist plötzlich alles auf einmal fällig. Eine normale Verschuldung kann dann sehr schnell zu einer Überschuldung werden", sagt Maly.

Verantwortlich dafür seien hauptsächlich die Mobilfunkanbieter selbst, die nicht so genau nachprüfen würden, ob der Klient geschäftsfähig ist. Teilweise geschäftsfähig ist man ab 14 Jahren. Falls die eigene Lebenssituation nicht gefährdet wird, darf man sich ab diesem Alter zu Zahlungen verpflichten. Zum Vergleich: Vor etwa 15 Jahren war es noch äußerst schwierig, als Student ohne Einkommen einen Handyvertrag zu bekommen.

Heute bieten sogar schon Banken sogenannte Konsumkredite für Studenten ohne Einkommen an. "Die Kredithöhe ist niedrig und die Laufzeiten sind kürzer", sagt Matthias Raftl von der Bank Austria im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Konkret gibt es für Studierende im ersten bis zum vierten Semester bis zu 4000 Euro, die innerhalb von fünf Jahren zurückgezahlt werden müssen. Ab dem fünften Semester sind es 8000 Euro auf maximal zehn Jahre. Als regelmäßige Einkünfte werden auch Unterhaltszahlungen und die Familienbeihilfe herangezogen.