"Was einmal tot ist, ist tot"


Bereits jetzt gibt es in Österreich nicht mehr genug Fläche, die notwendig wäre, um die Bevölkerung mit eigenen, heimischen Lebensmitteln zu versorgen. Pro Kopf benötige jeder etwa 3000 Quadratmeter Ackerfläche, um seinen persönlichen Lebensgewohnheiten nachkommen zu können, sagte Weinberger von der Hagelversicherung. Tatsächlich seien es aber nur noch 1600 Quadratmeter. Das bedeute, dass jeder irgendwo im Ausland bereits 1400 Quadratmeter Boden beanspruche. "Wir sind jetzt schon sehr verletzbar", sagte Weinberger. Denn je mehr Bausteine unserer Lebensgrundlage unter Asphalt begraben würden, desto gefährdeter sei die heimische Lebensmittelsicherheit. Und ist der Boden einmal verbaut und versiegelt, sei er endgültig kaputt. "Was einmal tot ist, ist tot."

Strickt man das Szenario weiter, gehen durch die intensive Bebauung Wasserspeicher verloren, wodurch Hochwasser- und Überschwemmungsschäden zunehmen. Andererseits schrumpfen die CO2-Speicher - und die Klimaerwärmung geht rascher voran.

Das Problem an sich betrifft freilich weltweit zahlreiche Länder. Die UNO hat 2015 zum Jahr der Böden erklärt, um auf deren Bedeutung für die natürlichen Ökosysteme und die Ernährung aufmerksam zu machen.

Bereits vor mehr als 40 Jahren hatte der Europarat eine "Bodencharta" zur Erhaltung fruchtbarer Böden verfasst. Vor etwa 25 Jahren entwickelte die Bodenkundliche Gesellschaft in Österreich ein Bodenschutzkonzept, das allerdings wenig Beachtung fand. Vor mehr als zehn Jahren verankerte die Regierung beim Bodenverbrauch einen Zielwert von 2,5 Hektar pro Tag in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie.

Nun sind es also 20 Hektar pro Tag; weit vom Zielwert entfernt. Gottfried Holzer, Lektor an der Universität für Bodenkultur Wien, fordert einen Maßnahmenmix, der zur Verbesserung beitragen soll. Dieser könnte von Bewusstseinsbildung bis hin zu monetären Anreizen reichen.

In der Schweiz etwa versucht der Gesetzgeber laut Roland Norer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Agrar- und Umweltrecht und Professor an der Universität Luzern, der Verbauung mit einem gesteigerten Kulturflächenschutz gegenzusteuern. Zudem gibt es Volksinitiativen zum Erhalt des Kulturlandes mit dem Ziel, die Ernährung sicherzustellen.