Zwei Konten pro Konto
Nun ist es laut Aschauer allerdings so, dass sich zahlreiche Kontoinhaber einfach nicht mehr melden und auch für die Betreuer nicht mehr greifbar sind. Um ein Konto zu löschen, brauche es aber die Zustimmung des Kontoinhabers - die Bank müsse das Konto mit all seinen anfallenden Spesen also weiterführen, sagt Aschauer. Konkret führe sie rund 700 "Betreute Konten", die ja in jedem Fall aus zwei Konten (dem Eingangs- und Ausgangskonto) bestehen. Der Aufwand für diese übersteige die drei Euro pro Monat bei Weitem.
Dazu kommt, dass ab September im Zuge einer EU-Richtlinie das "Basiskonto" für sozial und wirtschaftlich Benachteiligte eingeführt wird. Auch Asylwerber, Obdachlose oder verschuldete Personen, die in der Warnliste der Banken eingetragen sind, haben damit künftig den gesetzlichen Anspruch auf ein Konto. Dieses hat alle üblichen Funktionen wie ein Girokonto, kann aber nicht überzogen werden und kostet die Inhaber je nach Eingängen zwischen 40 und 80 Euro im Jahr. Das sind zwischen nur rund drei - ähnlich dem "Betreuten Konto" -und sieben Euro im Monat. In Anbetracht der 150.000 Menschen, die derzeit in Österreich laut Schuldnerberatung kein Konto haben, wird sich mit diesem "Basiskonto" die Zahl der wenig lukrativen Konten wohl weiter erhöhen: Konten, auf denen zu wenig Geld liegt, als dass die Bank damit arbeiten könnte, und die auch keine Überziehungszinsen bringen.
"Für Sponsoring gibt es Geld"
Steinmann von der Schuldnerberatung Wien kann die Sicht der Banken nicht ganz nachvollziehen. "Für Sponsoring gibt es von den Banken immer wahnsinnig viel Geld, da verfährt man anders, als wenn es zum Beispiel um Obdachlose geht", sagt sie. Ein "Betreutes Konto" sei für diese aber von enormem Wert. Es bringe Erleichterung und eine gewisse Stabilisierung, weil der Druck, delogiert zu werden, wegfalle.
Die Nachfrage nach "Betreuten Konten" steige stetig an. Aschauer spricht wie gesagt von 700 Konten, bei der Erste Bank sind es laut Günter Benischek 150. Benischek leitet die Stabstelle Social Banking und ist Vorstand der Zweiten Sparkasse, eine Gründung der Erste Stiftung, die schon seit 2006 in Kooperation mit der Caritas und Schuldnerberatungsstellen ein Konto ohne Überziehungsmöglichkeit wie das "Basiskonto" für alle anbietet. Davon führe die Erste Bank derzeit fast 13.000 Konten, so Benischek.
"Betreute Konten" sind es also weit weniger. Obwohl diese sehr aufwendig seien, wie Benischek sagt, will die Erste Bank bei den monatlichen Kosten von drei Euro bleiben. Zumindest der Kundenbetreuungsaufwand falle weg, weil diesen die Schuldnerberatung übernehme. Alles, was darüber hinaus für die Bank an Kosten anfällt, sei eben "der soziale Preis".