Wien. Achtjährige, die in Tansania im Kleinbergbau zur Goldgewinnung arbeiten. Banden, die in Südamerika im großen Stil illegal Gold schürfen. Schwangere, die hier täglich mit Quecksilber hantieren. Die Arbeit in den Minen ist staubig, laut, hart und gefährlich. Weltweit gibt es ungefähr 15 Millionen kleingewerbliche Goldminenarbeiter. Sie produzieren zwar nur rund zehn Prozent der Goldproduktion (90 Prozent kommen aus großen Minen), repräsentieren aber 90 Prozent aller Beschäftigten in der Goldgewinnung. Mehr als 100 Millionen Menschen sind direkt oder indirekt vom kleingewerblichen Bergbau abhängig.

Minen in Peru und Afrika


Wer einen glänzend polierten Goldring in Händen hält, denkt vermutlich selten bis gar nicht an die Arbeitsbedingungen, unter denen Bergabeiter das Gold abgebaut haben. Vor einigen Jahren haben Organisationen wie Fairmined und Fairtrade diese aber ins Visier genommen - und begonnen, das Gold und damit den Weg von den Minen bis auf das samtene Verkaufspult des Juweliers mit einem Gütesiegel zu zertifizieren. Die Fairtrade-Lizenzpartnerunternehmen Gebrüder Nowotny/Collection Ruesch sowie Dorotheum Juwelier sind nun erstmals mit eigenen Fairtrade-Eheringkollektionen gestartet. Über Fairmined können Goldschmiede schon seit längerer Zeit zertifiziertes Gold beziehen.

Die Standards von Fairmined und Fairtrade sind ähnlich hoch. Das mag daran liegen, dass sie ursprünglich ein gemeinsames Label hatten und die Idee des zertifizierten Goldes 2011 in England einführten. Sie gelangte nach Holland, in die Schweiz, nach Deutschland und schließlich nach Österreich.

Fairtrade und Fairmined sind heute getrennt, Fairtrade kooperiert mit zwei Minen in Peru, bei denen 1200 Bergbauarbeiter beschäftigt sind. Neun weitere Minen in Ostafrika stünden kurz vor der Zertifizierung, sagte Geschäftsführer Hartwig Kirner am Dienstag bei der Präsentation der Eheringkollektionen im Dorotheum. Bei Fairmined sind es bereits neun Minen: die zwei in Peru, fünf in Kolumbien, eine in Bolivien und eine in der Mongolei. Pro Kilogramm Gold erhalten die Minen eine Prämie von 2000 US-Dollar (1740,19 Euro), was beim Goldpreis von 41.604 Dollar (rund 36.000 Euro) einem Preisaufschlag von 4,8 Prozent entspricht. Die Prämie ist zweckgebunden. Sie muss zum Beispiel in soziale Maßnahmen wie Kindergärten oder in technische Innovation investiert werden. Zudem erhalten die Minen einen garantierten Mindestpreis von 95 Prozent des von der London Bullion Market Association festgelegten Goldpreises. Ohne Zertifizierung sind es 50 bis 60 Prozent.

Im Verkauf ist dieses Gold dafür um etwa 15 Prozent teurer. "Es muss aber garantiert sein, dass die Arbeitsbedingungen hinsichtlich Sicherheit eingehalten werden", ergänzt Felix Hruschka, der mit seinem Technischen Büro bei der Alliance for Responsible Mining mit dabei ist: eine südamerikanischen Bergbau-NGO, die Bergbaugemeinden hilft, die Fairmined-Zertifizierung zu erhalten. Sicherheit im Bergbau - das bedeutet unter anderem kein Quecksilber mehr zu verwenden. "Bis etwa 1940 gehörte dieses sehr giftige Schwermetall zum Standardverfahren im Großbergbau dazu", so Hruschka. Quecksilber wird dabei ins Gestein gemischt, damit vermahlen und schließlich an der Luft abgefackelt, wodurch hochgiftige Dämpfe entstehen. Eine weltweit quecksilberfreie Goldgewinnung ist laut Hruschka das Ziel.

Gold recycelt


Aber nicht alles, was auf den Goldmarkt kommt, muss frisch abgebaut sein. Auch Gold kann man recyceln. Die heimische Schmuckbranche hat einen jährlichen Goldbedarf von etwa eineinhalb Tonnen. 80 Prozent kommen von der Österreichischen Gold- und Silber-Scheideanstalt (Ögussa), die seit März zertifizierte Händlerin von Fairmined-Gold ist. Zudem bekommen die Kunden zu 99 Prozent, so Ögussa, recyceltes Gold.

Die Goldschmiedin und Juristin mit Schwerpunkt Menschenrechte Caroline Kerschbaumer ist eine der Kundinnen. "Als ich vor mehr als fünf Jahren das Gütesiegel ansprach, wurde ich belächelt. Heute ist es auch in Österreich ein großes Thema", sagt sie. "Als Goldschmiedin ist Fairmined für mich Voraussetzung für ein schönes Schmuckstück. Als Menschenrechtsjuristin ist es mir ein Anliegen, darüber zu informieren."