
Wien/Neuzelle. Am 2. September ist es soweit. In seinem 750. Gründungsjahr wird das lange Zeit leerstehende ostdeutsche Kloster Neuzelle wieder dauerhaft von Zisterziensern besiedelt. Der Orden war in dem kleinen Ort an der deutsch-polnischen Grenze südlich von Frankfurt/ Oder in den vergangenen 200 Jahren nicht präsent, nachdem Preußen den Klosterbesitz verstaatlicht hatte.
Die Neugründung erfolgt von Österreich aus, genauer aus dem Wienerwald. Denn das Zisterzienserstift Heiligenkreuz hat nach mehr als einjähriger Vorbereitung am Montag feierlich sechs Mönche zur Wiederbesiedlung nach Neuzelle entsandt. Die Aussendung durch Abt Maximilian Heim erfolgte am Hochfest des Ordensgründers Bernhard von Clairvaux im Rahmen eines feierlichen Pontifikalamts in der Abteikirche. Die Zisterzienser aus Heiligenkreuz werden ihre Filiale in Neuzelle als Priorat errichten, Prior wird Pater Simeon Wester.
Bei den Vorbereitungen in Neuzelle sind den Mönchen nicht nur die Behörden aus Österreich entgegenkommen, sie wurden auch von der Bevölkerung freundlich aufgenommen und gehören inzwischen - vor allem durch ihr Engagement in der Gemeindeseelsorge und beim Religionsunterricht - bereits zum Ortsbild von Neuzelle, wie zu erfahren ist.
Neugründungen und Außenstellen in aller Welt
Auch wenn die Neugründung eines Klosters, noch dazu im Ausland, inzwischen Seltenheitswert hat, so hat eine Nachfrage beim Medienbüro der Ordensgemeinschaften Österreich ergeben, dass "die Orden an sich unglaublich international sind; da geht es hin und her, das glaubt man kaum", so Medienbüroleiter Ferdinand Kaineder, der selbst vom Ergebnis seiner internen Recherchen dazu überrascht ist.
Nicht nur die Zisterzienser - deren Mitbruder Pater Johannes Paul Chavanne übrigens gerade als Olympia-Kaplan in Pyeongchang weilt - haben ein internationales Netzwerk. Auch die Steyler Missionsschwestern berichten etwa von einer Neugründung in Athen, an der eine Schwester aus Österreich beteiligt war. Und vorigen Herbst wurde eine Niederlassung der Steyler Missionare in der Pariser Vorstadt ausgeweitet.
Der Verein Solwodi (Solidarity with women in distress), eine Gruppe österreichischer Ordensfrauen, die sich für weibliche Opfer von Menschenhandel, sexueller Gewalt und Ausbeutung einsetzt, weitet sich unterdessen gerade nach Ungarn aus. "Das geht vorwiegend auf die Salvatorianerinnen zurück, ist aber ein gemeinsames Anliegen der Frauenorden in Österreich", berichtet Kaineder.
Ordensleute beteiligen sich auch an Europa-Dialog
Pater Josef Vösl von den Salesianern Don Boscos wiederum berichtet, dass "wir zwar keine Klöster haben und deshalb auch keine Töchterklöster gründen, aber vor etwa 25 Jahren in Ghana ein Salesianerwerk gegründet haben, das inzwischen schon herangewachsen ist und auch weitere Gründungen nach sich gezogen hat". Anfangs wurde das Werk auch finanziell unterstützt, "jetzt ist es schon selbständig geworden".