Alpbach. Um dem Klimawandel ein Stück weit entgegen zu wirken und um die im Rahmen des Pariser-Abkommens vereinbarten Klimaziele in konkrete Maßnahmen zu gießen, hat die Bundesregierung vor kurzem ihre "Mission 2030" vorgestellt. Die Klimastrategie sieht eine Reihe von Maßnahmen vor, um die CO2-Emissionen in Österreich zu reduzieren und die Energiewende voranzutreiben. Im Energiebereich etwa soll bis 2030, über das Jahr gerechnet, der verbrauchte Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen kommen.

"Das Energiesystem ist ein großer Brocken in der Emissionsfrage", sagte Josef Plank, Generalsekretär im Umweltministerium (ÖVP), im Rahmen einer Diskussion beim Europäischen Forum Alpbach. Der Energiebereich ist nicht nur ob der neuen Klimaziele, sondern auch getrieben durch den technischen Fortschritt im Wandel. Die "Energiestrategie mit einer Klimastrategie" gleich zu setzten, missfällt jedoch OMV-Chef Rainer Seele.

"Gas als Brückentechnologie"

In einer Klimastrategie müssten die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes, die Versorgungssicherheit und das Klima berücksichtigt werden, meint Seele. "Und zwar in dieser Reihenfolge." Denn zu hohe Energiekosten würden zu Abwanderung von Betrieben führen und damit den Standort gefährden. Er plädiert für einen "vernünftigen Energiemix", der in erster Linie die Versorgungssicherheit gewährleisten solle.

Die Temperaturextreme haben diesen Sommer die Volatilität der erneuerbaren Energie deutlich gemacht. Wegen des niedrigen Wasserspiegels konnten die großen Wasserkraftwerke nur auf halbe Kraft fahren. Und auch die Windräder standen immer wieder still, weil kein Wind ging. "Es wurde sehr, sehr viel Gas gezogen in der Hitze", sagte Seele. Der Verbund musste fast täglich sein Gaskraftwerk in Mellach hochfahren, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisen.

"Ich sehe Gas als wichtige Brückenenergie", erklärte Wolfgang Anzengruber, Vorstandsvorsitzender des Verbunds, im Rahmen der Veranstaltung. Als Energiequelle "mit viel Potenzial" bezeichnete Anzengruber zudem den Wasserstoff. Und auch die OMV bewegt sich zunehmend weg von ihrem Kerngeschäft Erdöl in Richtung Gas. Mit Nord Stream 2 wird gerade eine Pipeline gebaut, die russisches Flüssiggas von Russland durch die Ostsee nach Deutschland befördern soll. Die OMV ist an dem Projekt beteiligt.

"Die Versorgungssicherheit kommt nicht über Richtlinien aus Brüssel, sie kommt nur über Investitionen, etwa Stromtrassen und Pipelines", so Seele. Nord Stream 2 sei wichtig für die Versorgungssicherheit in Österreich. Das russische Gas sei deutlich billiger als das Flüssiggas aus den USA. Das Pipeline-Projekt ist jedoch politisch umstritten. Zum Einen, weil es die Abhängigkeit der EU von Gaslieferungen aus Russland verstärkt. Zum Anderen, weil die Pipeline Gas unter Umgehung von Polen und der Ukraine befördert, was zu politischen Spannungen führt.

CO2-Rückgang in Deutschland

Dass Klimaziele einen Effekt haben können, sieht man übrigens in Deutschland. Seit 1990 sind CO2-Emissionen bedingt durch den technischen Fortschritt und politische Maßnahmen um 25 Prozent zurückgegangen. 2010 hat die dortige Regierung den Atomausstieg beschlossen. Das wiederum hat zu zahlreichen Investitionen in erneuerbare Energieträger geführt, wie etwa Windräder in der Nordsee. Allerdings kämpft auch Deutschland mit Engpässen der Stromnetze und der Volatilität der Erneuerbaren.