Wien hat zwar angekündigt, dass es bei der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein "sehr massives Plus" geben werde - der Bedarf wäre damit aber immer noch nicht gedeckt. Im Moment gibt es in Sachen Kinderpsychiatrie in Wien nur am Rosenhügel und im AKH Versorgungskapazitäten, also 56 Betten und 20 Tagesklinik-Plätze. Das soll sich bald ändern. In drei der sechs KAV-Spitäler Wilhelminenspital und KH Hietzing, Rudolfstiftung und Kaiser-Franz-Josef-Spital sowie KH Nord und Donauspital soll je eine entsprechende Station angesiedelt werden - also je eine in den Versorgungsregionen West, Süd und Nord/Ost. Dazu kommen je Standort zwei Ambulatorien. In Summe sollen bis 2030 in Wien drei Stationen und sechs Ambulatorien für junge Patienten zur Verfügung stehen.
Um Engpässen bei Kindern und Jugendlichen schnell zu begegnen, würden noch bis Ende des Jahres 15 zusätzliche Betten in Hietzing und mit der Eröffnung des KH Nord 2019 noch einmal 24 Betten geschaffen, heißt es.
Volkswirtschaftliche Folgekosten um vieles höher
Wie viel der Versorgungsausbau kosten wird, steht laut Koordinator Ewald Lochner noch nicht fest. Verhandlungen mit der Wiener Gebietskrankenkasse und der Pensionsversicherungsanstalt liefen.
Die volkswirtschaftlichen Kosten bei mangelhafter Betreuung wären allerdings um vieles höher, so die Kinderliga. Der Landesrechnungshof Vorarlberg hat sich speziell jene jungen Menschen angesehen, die keinen Bildungsabschluss haben - und dadurch in die Risikogruppe fallen, psychische Probleme zu haben oder zu bekommen. Zehn bis 15 Prozent haben aktuell keinen Bildungsabschluss, mit entsprechenden Folgen: Laut Rechnungshofbericht kostet ein 15-Jähriger, der die Schule schmeißt und sich auch nicht in die Arbeitswelt integriert, den Staat im Laufe seines Lebens zwei Millionen Euro. Würde man hingegen für jeden der 10.000 Psychotherapeuten fünf Stunden pro Woche mit je 60 Euro finanzieren, könnte man vieles auffangen, betonte Culen.
Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger will zumindest die Psychotherapie auf Krankenschein für Kinder, Jugendliche und Erwachsene bis Ende 2019 ausweiten, kündigte dieser im August an. Die seit Jahren geforderte Maßnahme steht allerdings unter dem Damoklesschwert der im Parlament von den Koalitionspartnern beschlossenen "Ausgabenbremse".