Kampala/Ggabba. Ein lautes Knattern hallt über die Wogen des Sees. "Dieser Lärm hat alle Fische vertrieben", sagt Bootsmann Omar Katongele und schöpft mit seiner Hand etwas Wasser: "Schau dir das an: schmutzige braune Brühe."
Langsam steuert Katongele sein Boot auf den gigantischen See hinaus. Der Victoriasee im Herzen Afrikas ist das flächenmäßig größte Süßwassergewässer der Welt, ungefähr so groß wie Irland. Drei Länder grenzen an seine Ufer: Kenia, Tansania und Uganda. Von hier aus fließt der 7000 Kilometer lange Nil in Richtung Norden ab, zum Mittelmeer.
Katongele steuert auf eine Plattform zu, die auf dem See treibt. Das Geräusch wird lauter. Er zeigt auf ein paar Baumkronen, die jenseits der Plattform noch mit einigen Blättern aus dem Wasser ragen. "Das war einmal alles Festland, doch hier wurde so viel Sand abgepumpt, dass alles unterging", schreit er und zeigt auf einen grünen Hügel, der aus dem Wasser ragt. Einst lebten hier Fischerfamilien. Doch auch die sind weggezogen, als das Knattern losging und der See keinen Fisch mehr hergab. "Seit rund einem Jahr ist das jetzt eine Insel." Seine Stimme wird übertönt, als sich das Boot der Plattform nährt.

Knapp ein Dutzend kräftige Männer wuchten einen Schlauch in ein großes Boot, das tief und schwer im Wasser hängt. Sand, vermischt mit Wasser, quillt mit großem Druck aus dem Rohr, daneben knattert ein Dieselgenerator. Langsam füllt sich der Bauch des Bootes. Die Ladung von rund zwölf Lastwagen pumpen sie täglich aus dem See hinauf, gibt einer der Arbeiter auf der Plattform Auskunft. Doch bei der nächsten Frage signalisieren sie Katongele zu verschwinden.
Schwere Vorwürfe gegen chinesisches Unternehmen

Denn was hier vor den ugandischen Ufern geschieht, ist absolut illegal, aber äußerst lukrativ. Sand gehört zu den Rohstoffen, die weltweit stark gefragt sind. Ob beim Bau von Häusern, Brücken, Staudämmen oder Straßen - überall, wo Zement, Beton oder Asphalt verarbeitet wird, ist als Hauptbestandteil Sand drin. Und mit zunehmender Urbanisierung und dem dazu gehörigen Bauboom - ob in Dubai, Shanghai, Singapur oder mittlerweile auch in Afrika - steigt die Nachfrage ins Unermessliche.
Die UN-Umweltagentur (Unep) warnt: Die weltweiten Sandvorkommen werden knapp. Die letzten gut zugänglichen Sandvorkommen liegen in den großen Südwasserseen - auch im Victoriasee. Manche dieser Sandablagerungen sind mehr als 60 Millionen Jahre alt. Nun sind sie ein gefundenes Fressen für die weltweit agierende Sandmafia. Der jüngste Bericht eines Untersuchungsausschusses nennt unter anderem die chinesische Firma Mango Tree, die schätzungsweise 1000 Kubikmeter pro Tag fördert und dabei 20 Meter tiefe Löcher in den Seeboden gräbt.