Daressalam. 15 Jahre Haft und eine Geldstrafe von 13 Millionen Dollar, so lautet das Urteil eines tansanischen Gerichts im Fall der "Elfenbeinkönigin". Die 69-jährige Chinesin Yang Fenglan führte laut Gericht eine kriminelle Vereinigung an und war im Lauf der Jahre für den Schmuggel von mehr als 800 Elefantenstoßzähnen nach Asien verantwortlich. Der Mafiaring soll dabei 2,5 Millionen Dollar Profit erwirtschaftet haben.
Die Verhaftung der Chinesin 2015, die afrikaweit als Elfenbeinkönigin bekannt war, sowie das Urteil am Dienstag ist ein Meilenstein im internationalen Kampf gegen den Elfenbeinhandel. "Das Urteil setzt ein klares Zeichen: Der illegale Artenhandel ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein Verbrechen", sagt Katharina Trump, Referentin für illegalen Artenhandel beim WWF.
Yang Fenglan galt schon seit Jahrzehnten als Chefin eines weitverbreiteten Rings chinesischer Investoren und Offizieller, die den Elfenbeinhandel aus Ostafrika nach China und Vietnam wie ein Kartell dominierten. Als 2014 Chinas Präsident Xi Jinping auf seiner ersten Auslandstour mit großer Delegation nach Tansania reiste, verdoppelten sich dort die Elfenbeinpreise auf 700 Dollar pro Kilo. Recherchen der internationalen Umweltorganisation Environmental Investigation Agency zufolge sollen damals tausende Kilo Elfenbein im Diplomatengepäck nach China ausgeflogen worden sein.
Auch damals war der Name Yang Fenglan genannt worden. Die Elfenbeinkönigin lebte seit den 1970er Jahren in Tansania, spricht fließend die lokale Sprache Kisuaheli und war eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Sie unterhielt ein chinesisches Restaurant, eine Investmentfirma und war zuletzt Vize-Präsidentin des chinesisch-afrikanischen Wirtschaftsrats in Tansania.
Wilderei ist nach wie vor die Hauptursache für den extremen Rückgang der Elefantenpopulation auf dem Kontinent. Schätzungen zufolge gibt es derzeit nur noch 415.000 Elefanten in Afrika. Über 110.000 fielen in den vergangenen zehn Jahren Wilderern zum Opfer. Die Nachfrage nach Elfenbein in Asien - wo es als Kunstgegenstand oder Schmuck beliebt ist - sowie die steigenden Preise für das seltene Material, führen trotz aller internationalen Konventionen und Verbote zur Bedrohung der Elefanten.
In Tansania zeigte sich das besonders stark: Die Zahl der Dickhäuter sank dort von rund 148.000 im Jahr 2009 auf rund 44.000 im Jahr 2015. Die Gründe dafür sind vielfältig: Korrupte Beamte steckten laut Untersuchungen mit internationalen kriminellen Netzwerken unter einer Decke. Zudem fehlte der Justiz der Wille, die Wilderer anzuklagen.
Mord auf offener Straße
Seitdem hat sich aber viel getan in Tansania. Nachdem China auf einer internationalen Konferenz 2016 angekündigt hatte, den Import von Elfenbein ab 2017 zu verbieten, fließen mehr internationale Entwicklungsgelder in den Kampf gegen den Elfenbeinhandel nach Afrika. Damit wurden auch die Agenten des Kriminalamts Tansanias im Kampf gegen die Wilderei ausgebildet und ausgerüstet. Sie nahmen die Elfenbeinkönigin 2015 fest - offenbar nicht ohne Folgen. 2017 wurde Tansanias bekanntester Elefantenschützer in der Hauptstadt Daressalam auf offener Straße erschossen: Der Südafrikaner Wayne Lotter leitete die internationale NGO Pams, die die Kriminalagenten ausgebildet hatten.