Wissenschafter sind auf einen der ältesten Belege für den Gebrauch von Marihuana gestoßen: In 2500 Jahre alten Räuchergefäßen aus dem östlichen Teil des Pamirgebirges in China wiesen Forscher psychoaktive Substanzen nach, teilte das Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte am Mittwoch in Jena mit.

Die Untersuchungen ergaben, dass damals bewusst Pflanzen mit einem höheren Gehalt des psychoaktiven Tetrahydrocannabinol (THC) ausgewählt wurden, um sie bei Begräbnisritualen zu verbrennen. Das internationale Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte, der chinesischen Akademie der Wissenschaften und der chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften berichten über ihre Erkenntnisse in der Fachzeitschrift "Science Advances".

Die Spuren des frühen Cannabisgebrauchs entdeckten die Wissenschafter beim Versuch, die Funktionsweise hölzerner Räuchergefäße aus den Hochgebirgsregionen im Westen Chinas nachzuvollziehen. Um die in den Gefäßen auf dem Friedhof von Jirzankal im östlichen Pamir konservierten Verbindungen zu isolieren und zu identifizieren, nutzte das Team das Verfahren der sogenannten Gaschromatografie-Massenspektrometrie. Überraschenderweise entsprach die chemische Signatur der isolierten Verbindungen genau der chemischen Signatur von Cannabis. Darüber hinaus deutete die Signatur auf einen höheren THC-Wert hin, als er normalerweise in wilden Cannabispflanzen vorkommt.

Den Forschern zufolge belegen die Daten eindeutig, dass die Menschen im Pamirgebirge damals Cannabissorten mit einem höheren THC-Gehalt verbrannten. Dieses Ergebnis bestätigt weitere frühe Belege für Cannabis in Bestattungsstätten weiter nördlich in der chinesischen Region Xinjiang und im russischen Altaigebirge.

"Die Ergebnisse unterstreichen die Annahme, dass Cannabispflanzen erstmals in den Bergregionen im Osten Zentralasiens ihrer psychoaktiven Bestandteile wegen verwendet wurden und sich ihr Gebrauch von hier aus auf andere Regionen der Welt ausweitete", erklärte die Direktorin am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, Nicole Boivin. Noch ungeklärt ist, ob die Menschen in Jirzankal Cannabis selbst anbauten oder ob sie Pflanzen mit höherem THC-Gehalt lediglich gezielt sammelten. (apa, afp)