Tokio. (wak) Der Klimawandel dominiert derzeit die Schlagzeilen, die Hitze ist mehr als spürbar. Inmitten der Diskussion um Bäume und Asphalt werden allerdings oft die Weltmeere vergessen.
Die sind allein durch ihr Volumen das größte Wärmereservoir der Erde, und die Temperatur der Ozeane nimmt zu. Dadurch dehnen sich die Wassermassen aus - und der Meeresspiegel steigt an.
Gerade für den Schutz der Meere wäre die Erhaltung der Arten umso wichtiger. Doch mit diesem Juli zieht sich Japan aus der Internationalen Walfangkommission (IWC) offiziell zurück. Das Land wird den kommerziellen Walfang wieder aufnehmen. Diese Entscheidung wurde zwar schon im Dezember angekündigt, löste aber diese Woche wieder internationale Bestürzung und Kritik aus.

Auch wenn Tokio versucht, zu beschwichtigen: Die Waljagd werde sich auf die Regionen vor der japanischen Küste beschränken, erklärte Regierungssprecher Yoshihide Suga. "Wir werden nicht in den antarktischen Gewässern oder in der südlichen Hemisphäre jagen."
Neben Japan jagen nur Island und Norwegen Wale für kommerzielle Zwecke - die beiden europäischen Länder sind zwar Mitglieder bei der IWC, haben aber das Moratorium für den Walfang nicht unterzeichnet. Das internationale Moratorium sah vor, dass der Walfang seit Mitte der 1980er nur noch in Ausnahmefällen erlaubt war - entweder zu Zwecken der Forschung oder weil kleine indigene Gruppen Sondergenehmigungen erhalten haben. Japan hat die Regelung allerdings oft ausgereizt und die Wale, die zu Forschungszwecken gejagt wurden, anschließend und vor allem verzehrt.
Aber sind denn die Walbestände nicht inzwischen wieder angewachsen? Nur zum Teil, sagt Nicolas Entrup von der Organisation OceanCare. "Gerade die, die jetzt von Japan kommerziell gejagt werden, haben sich nicht erholt", meint Entrup im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Darunter fallen Schnabelwale und Zwergwale, von denen es unterschiedlich stabile Bestände gibt. "Vom Schiff aus kann man nicht erkennen, zu welcher Unterart der Wal gehört."
Mit dem IWC-Austritt werden die Walfänger nicht mehr dem Verbot des Fangs bestimmter Arten unterliegen. Damit geraten auch andere Arten ins Visier der Waljäger, wie zum Beispiel Grindwale und Zahnwale wie Baird-Schnabelwale. Aktuell lasse sich nicht einschätzen, wie viele Wale Japan künftig töten wird.
Entrup weist darauf hin, dass Wale ein "weltweites Kulturgut" sind. Außerdem seien sie von Bedeutung für das maritime Ökosystem. Die Entnahme der Biomasse aus dem Ozean sei extrem schädlich für alle anderen Lebewesen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Walfleisch in Japan eine wichtige Proteinquelle für die verarmte Bevölkerung. In den vergangenen Jahrzehnten ist der Konsum von Walfleisch aber stark zurückgegangen.
"Die japanische Regierung wird das Walfleisch massiv bewerben müssen, denn der Bedarf danach ist auch gar nicht da" meint Entrup. Ein Teil des Walfleischs werde wohl auch als Abfallprodukt in Tierfutter landen oder in der Kosmetik-Branche.