Fieber, Husten, Atemnot - mehr als 8.000 Infizierte, fast 800 Tote: die Ausbreitung des Schweren Akuten Respiratorischen Syndroms (SARS) war der erste Seuchenalarm des 21. Jahrhunderts. Das Coronavirus, 2019-nCoV, von der chinesischen Region um Wuhan kommend, ist dem Sars-Erreger sehr ähnlich. Fragen und Antworten über die neue Lungenkrankheit.
Wodurch ist das Coronavirus gekennzeichnet?
Da die Gensequenz des neuen Virus früh von Wissenschaftern bestimmt und öffentlich zugänglich gemacht wurde, ist bekannt, dass es sich bei dem neuen Erreger um ein Beta-Coronavirus handelt, das genetisch zu über 80 Prozent mit dem SARS-Coronavirus übereinstimmt. Die Familie der Coronaviren umfasst zahlreiche mit einer Hülle umgebene Viren mit einem Genom aus einer Einzelstrang-RNA. Sie sind genetisch sehr variabel und können verschiedene Wirtsorganismen befallen. Die häufigsten Coronaviren, die beim Menschen Infektionen und Symptome auslösten, sind laut Elisabeth Puchhammer-Stöckl vom Zentrum für Virologie in Wien das Alphacoronavirus 229E und das Betacoronavirus OC43. Beide können harmlos verlaufende Atemwegsinfektionen verursachen.
Dem SARS-Virus, das seinen Weg ebenfalls in China begann, und bei betroffenen Personen schwere Pneumonien verursachte, fielen weltweit an die 800 Menschen zum Opfer. Das seit 2012 bekannte MERS-Coronavirus, wird vor allem auf der arabischen Halbinsel über Dromedare sporadisch auf Menschen übertragen und kann bei den Betroffenen ebenfalls lebensbedrohliche Pneumonien verursachen.
Wie erfolgt die Übertragung?
Die Übertragung des neuartigen Coronavirus passierte - wie bei anderen Coronaviren - von Mensch zu Tier. Nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen hat das Virus seinen Ursprung im Huanan Seafood-Großhandelsmarkt, einem Markt für Meeresfrüchte in Wuhan und wurde offenbar von Fledermäusen auf Schlangen und dann auf den Menschen übertragen, wie Ursula Wiedermann-Schmidt, die Leiterin der Infektiologie an der MedUni Wien, erklärt. Auf diesem Markt wird mit lebenden und frisch geschlachteten Tieren gehandelt, auch Schlangen werden in China gegessen. Der Markt wurde bereits Anfang des Jahres von den chinesischen Behörden geschlossen. Die genaue Herkunft des Virus ist aber noch unklar. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist laut WHO nachgewiesen. Inzwischen gibt es laut der Infektiologin vermehrt Anzeichen, dass eine Ansteckung auch während der Inkubationszeit, die bis zu 14 Tagen betragen kann, möglich ist.
Welche Symptome gibt es und wie unterscheidet sich das neue Coronavirus von Influenza?
Laut WHO löst das neue Virus Atembeschwerden, Fieber und Husten aus. In schwereren Fällen kann es eine Lungenentzündung verursachen, und zu Nierenversagen und zum Tod führen. Todesfälle traten bisher vor allem bei Patienten auf, die bereits zuvor an schweren Grunderkrankungen litten bzw. älter waren. Die Coronavirus-Erkrankungen, auch jene, die jetzt in Europa festgestellt wurden, sind alle mit Reisen nach Wuhan etc. in China in Verbindung zu bringen. Empfohlen wird, sich im Fall eines Verdachts in Österreich an die Rettung zu wenden oder an Ärzte bzw. Allgemeinmediziner. Auch bei der "Gesundheits-Hotline" unter der Telefonnummer 1450 bekommt man Informationen.
Wie ansteckend ist das neue Virus überhaupt?
"Wir gehen davon aus, dass man über einige Zeit Kontakt auf einer Entfernung unter einem Meter haben muss", sagt der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, Bernd Salzberger. Dazu gehöre zum Beispiel eine Unterhaltung am gleichen Tisch. Er beruhigt aber auch: "Das Virus ist sicherlich nicht so ansteckend wie die Masern", aber ansteckender als der SARS-Erreger. Nach Einschätzung von Experten verläuft die neue Lungenkrankheit aber in den meisten Fällen mild, zum Teil sogar ohne Symptome.
Wie lange genau das Virus auf Oberflächen bleibt, ist bisher unklar. "Wenn man in die Hand hustet oder niest und dann eine Türklinke anfasst oder sein Telefon anfasst und weiterreicht, kann das Virus so übertragen werden. Aber eine halbe Stunde später sollte das kein Problem mehr sein", sagt WHO-Sprecher Christian Lindmeier. Deswegen sollte man die gleichen Schutzmaßnahmen ergreifen wie bei der Grippe: Händehygiene und für die Erkrankten eine gewisse Hustenetikette. Ein Mundschutz ist nicht sinnvoll. Das Robert Koch-Institut schätzt die Gesundheitsgefahr jedenfalls nach wie vor als gering ein.
Wie kann man sich schützen?
Um generell die Ausbreitung von Infektionskrankheiten der Atemwege zu vermeiden, sollte besonders in Regionen mit Fällen des neuartigen Coronavirus wie schon erwähnt auf gute Händehygiene geachtet werden und die Husten- und Nies-Etikette sowie Abstand zu Erkrankten eingehalten werden. Eine Impfung wird wohl nicht vor 2021 erhältlich sein. Eine rasche Weiterverbreitung innerhalb der EU wird bei der Einhaltung von krankenhaushygienischen Maßnahmen und entsprechender Kontaktnachverfolgung derzeit als gering eingestuft. (apa, dpa)