Ein mit einem Jagdgewehr bewaffneter Student hat am Montag an einer Universität in der russischen Stadt Perm das Feuer eröffnet und mindestens sechs Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt. Zuvor war von acht Toten gewesen, die russischen Behörden korrigierten die Opferzahlen später nach unten. Der Schütze wurde demnach verletzt, nachdem er sich der Festnahme widersetzt hatte. Er wurde als Student der Universität rund 1.300 km östlich von Moskau identifiziert.
Der Schütze wurde im Krankenhaus behandelt, teilte die Strafverfolgungsbehörde laut Reuters in einer Erklärung mit. Eine Sprecherin der Universität hatte zuvor gesagt, der Schütze sei "liquidiert", sagte aber laut Reuters später, er befinde sich in Polizeigewahrsam.
Auf Videos im sozialen Netzwerk Telegram war zu sehen, wie Menschen aus Fenstern sprangen. Im Inneren des Gebäudes verbarrikadierten Studenten mit Stühlen und Tischen die Türen. Sie waren aufgefordert worden, sich in den Hörsälen einzuschließen. Dozenten hatten sich eigenen Angaben zufolge vor dem maskierten Mann in ihren Büros verschanzt." Es waren ungefähr 60 Leute im Hörsaal. Wir haben die Tür geschlossen und mit Stühlen verbarrikadiert", sagte der Student Semyon Karyakin gegenüber Reuters.
Der Schütze wurde als Student der Universität identifiziert, der das Jagdgewehr im Mai erhalten hatte, teilten die Behörden mit. Lokale Medien identifizierten den Schützen als einen 18-jährigen Studenten, der zuvor in sozialen Medien ein Foto von sich selbst gepostet haben soll, auf dem er mit Gewehr, Helm und Munition posierte. "Ich habe lange darüber nachgedacht, seit Jahren, und mir wurde klar, dass die Zeit gekommen war, das zu tun, wovon ich geträumt habe", Sechshieß es demnach in einem Posting auf einem ihm zugeschriebenen Social-Media-Account, der später gelöscht wurde. Der mutmaßliche Täter gab demnach weiters an, seine Handlungen hätten nichts mit Politik oder Religion zu tun, sondern seien von Hass motiviert.
Russlands Präsident Wladimir Putin drückte den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus, wie Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge sagte. Regierungschef Michail Mischustin wies die Minister für Gesundheit und Bildung an, in das rund 1.200 Kilometer östlich von Moskau entfernte Perm zu fliegen, um die Universität zu unterstützen.
Es ist nicht der erste tödliche Überfall auf eine Bildungseinrichtung in Russland. Im Mai hatte ein 19-Jähriger neun Menschen in einer Schule in Kasan in der russischen Teilrepublik Tatarstan getötet. Die meisten Opfer waren Kinder. Mehr als 20 Menschen wurden verletzt. Der Mann wurde wegen Mordes festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft. 2018 hatte ein 18 Jahre alter Berufsschüler in der Stadt Kertsch auf der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim um sich geschossen und einen Sprengsatz gezündet. Dabei starben 20 Menschen.
Nach dem Amoklauf in der Stadt Kasan rund 720 Kilometer östlich von Moskau gab es Forderungen nach einer stärkeren Kontrolle von Waffenbesitzern - etwa nach einer elektronischen Datenbank, in der ärztliche Untersuchungen vermerkt werden. Überprüft werden sollten demnach etwa auch die psychologische Eignung und ein möglicher Drogenkonsum. Ministerpräsident Mischustin hatte angekündigt, auch die Sicherheitsvorkehrungen an den Schulen zu überprüfen und gegebenenfalls zu verstärken. Das gelte auch für Ferienlager. (apa, dpa, reuters)