Im europäischen Kulturraum ist Christi Himmelfahrt wohl bekannt und gilt in Österreich sowie in vielen europäischen Ländern als Feiertag. Muslime in Österreich und auf der ganzen Welt feiern die Himmelfahrt Muhammads am Freitag. Eine Himmelfahrt, die weniger bekannt ist, wo Muhammad nach der nächtlichen "Himmelsführung" zu den Menschen zurückkehrte, und hiervon berichtete. Er lebte daraufhin etwa zwölf Jahre lang. 

Abualwafa Mohammed ist promovierter Religionspädagoge, islamischer Gelehrter und interkultureller Experte (www.abualwafa.at). - © privat
Abualwafa Mohammed ist promovierter Religionspädagoge, islamischer Gelehrter und interkultureller Experte (www.abualwafa.at). - © privat

Die Geschichte rund um die Himmelfahrt des Propheten Muhammes teilt sich in zwei Ereignissen: Die Nachtreise (al-Isrāʾ) und die Himmelsfahrt (al-Miʿrādsch). Das ist wie ein Konsens unter Muslim:innen. Islamischen Quellen zufolge bezieht sich die Nachtreise auf die Reise Muhammads von Mekka nach Jerusalem und die Himmelfahrt von Jerusalem zum Himmel. Im Koran kommt das Ereignis abstrakt in den Suren 17 (die Nachtreise, al-Israʾ) und 53 (der Stern, al-Nadschm) vor.

Mohammeds Himmelfahrt, Topkapı Palace Museum, Istanbul, 18. Jahrhundert (Kopie eines vermutlich im 8. Jahrhundert entstandenen Werks).

Mohammeds Himmelfahrt, Topkapı Palace Museum, Istanbul, 18. Jahrhundert (Kopie eines vermutlich im 8. Jahrhundert entstandenen Werks).

Abseits der theologischen und philosophischen Debatten darüber, ob die nächtliche Reise im Schlaf oder im Wachzustand stattfand, ob es sich um Muhammads Körper oder nur um seinen Geist handelte, ob der Aufstieg vom Dach der Kaaba in Makka oder vom Jerusalem aus begann, werden hier zwei Aspekte beleuchtet, die gesellschaftlich und spirituell relevant sind: Der Umgang mit Hass und die interreligiöse Ausgangspunkt und Grundlage des Islam.

Unvorstellbare Anfeindungen und großer Hass

Muhammad lebte als angesehener Junge in Mekka, der in der Gesellschaft viel Respekt und Achtung genoss. Vom ersten Tag seiner Berufung an, als er zu einem der wenigen Monotheisten in Mekka ging, wurde er mit dieser Tatsache konfrontiert: Er wird wegen seiner Haltung und seiner Aufklärungsauftrag angefeindet und aus Mekkaa vertrieben "Sie werden dich einen Lügner nennen, dich beleidigen, dich vertreiben und versuchen, dich zu töten". Muhammad entgegnete zweifelnd: "Werden sie mich vertreiben; aber wozu denn?!" Er war damals in Mekka unter dem Beinamen al-Sadiq - al-Amin, der Wahrhaftige - der Treue sehr beliebt.  

Jahr der Trauer

Muhammad erhielt in Mekka Zeitlang einen besonderen Schutz durch seine Ehefrau (die eine Geschäftsfrau war) und seinen nicht-muslimischen Onkel. Beide hatten eine besondere soziale und wirtschaftliche Stellung in Mekka. Im Jahr der Himmelfahrt erlebte Muhammad drei große Schicksalsschläge: den Tod seines Onkels, gefolgt vom Tod seiner Frau und schließlich einen tätlichen Angriff auf ihn in Ta'if (70 km. südöstlich von Mekka). 

Denn sie wissen ja nicht, was sie tun

Nach dem Ta'if Angriff, bei dem Muhammad körperlich Verletzung erlitt, hob er seine Hände zum Himmel und betete: "O Allah! Dir klage ich meine Schwächen und meine Hilflosigkeit. Du Barmherzigster aller Barmherzigen! Deine barmherzige Hilfe ist viel umfassender und schöner. Ich nehme Zuflucht zum Licht Deines Antlitzes, das alle Finsternis erhellt und in dessen Licht alles in dieser Welt und im Jenseits geordnet ist. Vergib ihnen, denn sie ahnen ja nicht, was sie tun." Worte, die uns an Jesus erinnern, als ihm das größte Unrecht angetan wurde (Lukas 23:34)

Mit der Erschwernis kommt die Erleichterung

Das Ergebnis dieser Hingabe und Selbstlosigkeit war die himmlische Ehrung, die zugleich ein Trost und eine Anerkennung für Muhammad bedeutete. Die Reise war interreligiös geprägt und voller Begegnungen mit den Propheten, von Adam bis Abraham, Moses bis Jesus. Er kam von der Reise mit dem muslimischen Gebetsgebot zurück. Ein Gebot, bei dem er sich intensiv mit Moses über die Anzahl der Gebete beriet. 

Trost, Hoffnung, Inspiration

Die Himmelfahrt Muhammads war ein interreligiöser Akt, ein Akt des Trostes und des Neubeginns. Egal wie schwer die Schicksalsschläge sind, wir sollten an das Gute in den Menschen glauben, Gott uneingeschränkt vertrauen, denn Er ist treu. Die Himmelfahrt hat uns aber auch noch etwas anderes gezeigt: In der Geduld und im Gebet liegt eine besondere Kraft.