Dhaka. Bangladeschs Arbeiter sind wütend: Tausende von ihnen demonstrierten am Montag in der Hauptstadt Dhaka gegen unsichere Arbeitsbedingungen. Am selben Tag kam es in einer Textilfabrik erneut zu einem Brand: Das Feuer im Fabrikgebäude des Euro-Bangla-Kleiderbetriebs konnte aber schnell gelöscht werden. Erst zwei Tage zuvor waren bei einer Feuerkatastrophe in einer Textilfabrik mehr als 120 Menschen ums Leben gekommen.

Bei diesem verheerenden Feuer in der Tazreen-Fabrik waren die Ausgänge wegen des Brandes nicht mehr erreichbar. Feuertreppen oder -leitern gab es nicht, viele Angestellte sprangen in Panik aus den Fenstern und überlebten den Sprung nicht. In der Fabrik außerhalb von Dhaka werden Kleider für die holländische Modekette C&A und andere Anbieter in Europa, China und den USA hergestellt.

Kleider müssen billig sein, wenn sie auf dem hart umkämpften Markt eine Chance haben wollen. Der Mindestlohn für eine Näherin liegt in Bangladesch bei 37 US-Dollar pro Monat. Es ist klassische Frauen-, manchmal auch Kinderarbeit. Die Sicherheitsbestimmungen sind oft lasch: In vielen Fabriken fehlt es selbst an einfachen Brandschutzvorkehrungen, die Notausgänge sind oft versperrt: entweder weil der Platz als Lagerplatz benötigt wird oder damit die Belegschaft während der Schicht nicht den Arbeitsplatz verlässt. Dazu kommt die in der Branche übliche Akkord-Arbeit: Die Arbeiter stehen oft unter enormem Druck, ihr Tagessoll zu schaffen. Aufseher üben mit Lohnabzugsdrohungen oder öffentliche Demütigungen vor den Kollegen Druck aus.

Zwar kämpfen Organisationen wie die "Fair Wear Foundation" für bessere Arbeitsbedingungen in Textilexport-Ländern wie Bangladesch oder Pakistan. Hersteller können sich freiwillig verpflichten, in Fabriken produzieren zu lassen, die einen Mindeststandard beim Arbeitsschutz aufweisen. Doch in Bangladesch sind von über 4000 bislang nur 155 Produktionsstätten zertifiziert.

Bangladesch ist einer der größten Textilhersteller der Welt: Kleider und Wäsche machen um die 80 Prozent des Exports aus, der Wert beläuft sich auf jährlich 20 Milliarden US-Dollar. Die Textil-Industrie ist auch eng mit der Politik verwoben: Arbeiterproteste wurden oftmals brutal unterdrückt, Aktivisten und Gewerkschafter verschwinden. So etwa wurde im April der Arbeitsaktivist Aminul Islam unter dubiosen Umständen ermordet.