Zwar sprach die chinesische Staatsagentur Xinhua in einem Bericht von einem "bemerkenswerten Stück hochtechnologischer Detektivarbeit", doch sind Experten in China keineswegs überzeugt. Ohne Trümmerteile seien die Schlussfolgerungen "ein bisschen blind" gezogen worden, heißt es in den Staatsmedien. Es brauche "lange Zeit", um die Ergebnisse zu verifizieren, sagt Luftfahrtexperte Wu Peixin der "China Daily". "Gibt es irgendwelche anderen Beweise?"
Die Geschwindigkeit der Ermittlungen stößt bei auch bei David Stupple, Elektronikprofessor der City University in London, auf Erstaunen: Andere Forschungseinrichtungen hätten wahrscheinlich "drei bis sechs Monate" dafür gebraucht, zitiert ihn die Agentur Xinhua. Der Pekinger Regierung gehen die Schlussfolgerungen jedenfalls viel zu schnell. Noch am späten Montagabend wurde Malaysias Botschafter Datuk Iskandar Bin Sarudin ins Außenministerium bestellt. Er bekam die Verärgerung zu spüren, dass Peking zuvor nicht informiert worden war, dass Malaysias Premier die Ergebnisse verkündet und jede Hoffnung für die 239 Passagiere aufgegeben hat, darunter 153 Chinesen.
In diplomatisch ungewöhnlicher Sprache "forderte" Vizeaußenminister Xie Hangsheng "alle Informationen und Beweise" für die Absturztheorie: "Wir fordern von der malaysischen Seite, die genaue Grundlage zu erklären, auf der sie zu diesem Urteil gekommen ist." Am Dienstag dann schickte Peking einen erfahrenen Krisenmanager nach Malaysia - ein weiteres Zeichen für die Unzufriedenheit Chinas.
Proteste in Peking vor der Botschaft Malaysias
In Peking, einer Stadt, die "nicht allzu häufig Demonstrationen sieht", wie es eine BBC-Journalistin formulierte, protestierten hunderte chinesische Angehörige und Freunde der Passagiere vor der malaysischen Botschaft und durchbrachen sogar eine Polizeiabsperrung. "Wir wollen die Wahrheit", stand auf einem ihrer Plakate. In einer Erklärung erhoben sie schwere Vorwürfe: "Malaysia Airlines, die malaysische Regierung und das malaysische Militär haben mit Nachdruck und wiederholt versucht, die Wahrheit zu verstecken und zu vertuschen", heißt es darin. "Die Rettungsaktion wurde in die Irre geführt und verzögert." Und: "Wenn unsere 154 Familienmitglieder an Bord deshalb ihr Leben verloren haben, dann sind die malaysische Fluggesellschaft, Regierung und das Militär die wahren Mörder unserer Familienmitglieder."
Eine Betreuerin der Angehörigen sagte, extreme Reaktionen der trauernden Familien seien nicht ungewöhnlich. "Manche werden sehr traurig und weinen. Andere reagieren wütend auf die Inkompetenz der Behörden", sagte Psychiaterin Li Xianyun.
Allerdings ist Malaysia tatsächlich nicht allzu freigiebig mit Informationen gewesen. Erst am Montag wurde bekannt, dass der verschollene Flug MH370 für den Co-Piloten der erste unbeaufsichtigte Flug mit einer Boeing 777 gewesen sei.
Die Ermittlungen zur Ursache des rätselhaften Flugs gingen weiter, wie der malaysische Polizeichef Khalid Abu Bakar sagte: "Ich bin nicht in der Lage, Ergebnisse zu präsentieren, das würde die weiteren Ermittlungen behindern." Nach Informationen der Zeitung "Telegraph" würden die Behörden aber inzwischen vom Suizid eines der Piloten ausgehen.