Abuja. Der Terror im westafrikanischen Nigeria nimmt kein Ende: Nach dem verheerenden Bombenanschlag auf einen Busbahnhof in der Hauptstadt Abuja am Montag haben bewaffnete Männer in der Nacht zum Dienstag im nördlichen Bundesstaat Borno eine Schule angegriffen. Nach Angaben des Polizeichefs von Borno, Lawan Tanko, verschleppten sie 103 der 250 Schülerinnen.
Die Mädchen seien auf vier Lastwagen weggeschafft worden. Vielen weiteren gelang es offenbar, noch abzuspringen und zu fliehen. Es gilt als wahrscheinlich, dass die radikalislamische Sekte Boko Haram für beide Angriffe verantwortlich ist.
Die Boko Haram will im Norden Nigerias einen Gottesstaat einrichten. Seit 2009 verübt sie dort schwere Anschläge, vor allem auf Kirchen und Polizeieinrichtungen. Aber auch in Abuja hatte die Gruppe schon mehrere Male zugeschlagen. Ihr Name bedeutet übersetzt "westliche Bildung ist verboten".
Den Berichten zufolge überfielen die Täter die Schule in dem Ort Chibok am Montagabend. Sie hätten einen Soldaten erschossen, der das Gebäude bewachte. Zeugen berichteten, der Überfall habe insgesamt sechs Stunden gedauert und sei erst mitten in der Nacht zu Ende gegangen. Ob es dabei Verletzte oder gar Tote gegeben hat, war zunächst unklar. In anderen Berichten hieß es, die Täter hätten das ganze Dorf dem Erdboden gleichgemacht.
Tödlichste Attacke seit jeher
Die genaue Zahl der Opfer des Anschlags in Abuja am Montag ist indes weiter unklar. Das Attentat gilt aber bereits jetzt als die tödlichste Attacke, die die westafrikanische Metropole je erlebt hat. Obwohl sich noch niemand zu der Tat bekannt hat, machte die Regierung ebenfalls die radikalislamische Sekte Boko Haram dafür verantwortlich. Präsident Goodluck Jonathan betonte, seine Regierung werde alles tun, um die Gruppe zu besiegen.
Während die Behörden am Dienstag noch immer von 71 Toten sprachen, ergaben Umfragen in umliegenden Krankenhäusern, dass bei dem Attentat am Vortag vermutlich mehr als 200 Menschen starben. Die Sicherheitsstufe in Abuja blieb weiter auf "Rot".
Überlebende erzählten lokalen Medien ihre Version des Tathergangs. Den meisten Berichten zufolge soll sich um vier Täter gehandelt haben, die in einem Kleinwagen auf den Platz fuhren. Beim Versuch, das Auto noch rechtzeitig vor der Detonation zu verlassen, seien sie selbst in Stücke gerissen worden. Offenbar hat keiner der Attentäter überlebt - eine Bestätigung für diese Angaben gab es jedoch nicht.