Lima. "In einer von der Spezialbrigade durchgeführten Aktion wurden 26 Kinder im Alter zwischen einem und 14 Jahren sowie dreizehn Erwachsene, mehrheitlich Frauen, befreit, die sich in der Gefangenschaft des Sendero Luminosos befunden hatten."

So informierte diesen Montag der Vizeminister für Verteidigung, Iván Vega, in einer Fernsehansprache, das peruanische Volk. 39 Menschen wurden jetzt erst aus den Fängen der linken Terrororganisation befreit.

Und das, obwohl der Kopf des Sendero Luminoso, der Philosophieprofessor Abimael Guzmán, schon seit mehr als zwanzig Jahren in Haft sitzt und in einer seiner Festnahme folgenden Amnestie tausende Senderisten ihre Waffen abgegeben haben und sich reuig zeigten: Der Sendero Luminoso scheint zwar weniger politisch zu sein, aber noch immer aktiv in der Verschleppung von Menschen, dem Töten, der Indoktrination - und, inzwischen, vor allem im Drogenhandel.

Doch der Reihe nach. Der Sendero Luminoso, der "leuchtende Pfad", ist eigentlich aus der ehemaligen kommunistischen Partei Perus entstanden, die sich zu Beginn der 1980er Jahre - nach dem Ende der linken Militärdiktatur - radikalisierte. Unter dem Namen "Leuchtender Pfad" ging sie in den Untergrund und formierte sich zu einer Guerilla-Organisation maoistischen Zuschnitts. Die darauf folgenden Jahre wurde Peru von bürgerkriegsähnlichen Zuständen heimgesucht. Der "Sendero Luminoso" war, ausgehend von den Anden, auf einmal in der Hälfte des Landes und auch in der Hauptstadt Lima aktiv.

Fast 70.000 Menschen waren in den Jahren zwischen 1980 und 2000 eines gewaltsamen Todes gestorben oder spurlos verschwunden. Hauptleidtragende war die indigene Landbevölkerung. Das Kalkül des Senderos war: die Armen, Entrechteten soweit zu unterdrücken, bis sie von selbst aufwachen und sich gegen den Staat auflehnen.

Später, als sich der Sendero und das Militär Scharmützel in den Anden lieferten, wurden die Indigenen erneut zerrieben und von beiden Seiten der Kollaboration mit dem jeweiligen Feind verdächtigt und oftmals exekutiert. Laut dem Abschlussbericht der eingesetzten Kommission für Wahrheit und Aussöhnung werden dem Sendero 54 Prozent der Opfer in dem Konflikt zugeordnet, dem Militär 37 Prozent. Der Rest wird anderen, kleineren Guerillagruppen zur Last gelegt.

Als Abimael Guzmán, der sich - nach Marx, Lenin und Mao - als das "vierte Schwert des Marxismus" verstanden hatte, 1992 festgenommen wurde, war die Hoffnung groß, dass der Sendero der Vergangenheit angehört.