Kairo. Mit großem Pomp feierte Ägypten gestern die Einweihung des "Neuen Suezkanals". Die 72 Kilometer lange Wasserstraße wurde in weniger als einem Jahr gebaut. Teilweise verläuft sie parallel zum inzwischen fast 150 Jahre alten Suezkanal, der das Rote Meer und das Mittelmeer miteinander verbindet. Zur Eröffnung war Polit-Prominenz eingeladen wie der französische Präsident François Hollande und Griechenlands Premier Alexis Tsipras.
Teilweise wurde der alte Kanal erweitert und vertieft. Das umgerechnet fast acht Milliarden Euro teure Projekt ist für Präsident Abdel Fattah al-Sisi von großer Bedeutung: Es soll nicht nur der trägen ägyptischen Wirtschaft Schwung geben, sondern auch sein internationales Ansehen aufpolieren. Die Erweiterung des Suezkanals um eine weitere Wasserstraße ist ein Prestigeprojekt der ägyptischen Machthabers, der vor seiner Wahl im Mai 2014 vor allem einen Aufschwung für die Wirtschaft und mehr Sicherheit versprochen hatte. Die Arbeiten an dem neuen Kanal wurde auf den Tag genau ein Jahr vor der Einweihung von al-Sisi in Gang gesetzt und sollten von vornherein nur ein Jahr dauern - obwohl erste Schätzungen von einer Bauzeit von drei Jahren ausgegangen waren. Die nötigen Gelder trieb die Regierung größtenteils über den Verkauf von Anleihezertifikaten an Bürger ein.
Der "Neue Suezkanal" ermöglicht nun deutlich mehr Verkehr zwischen dem Roten Meer und dem Mittelmeer: Während dort heute 49 Schiffe täglich unterwegs sind, sollen es bis 2023 mit 97 fast doppelt so viele sein. Zudem kann der neue Kanal in beide Richtungen befahren werden - die Wartezeit für Schiffe verkürzt sich dadurch von 18 auf elf Stunden. Die ägyptischen Behörden wollen das Ufer des "Neuen Suezkanals" zu einem Industrie- und Handelsgebiet ausbauen - mit mehreren Häfen und einer Service-Anlaufstelle für Handelsflotten. Alles in allem verspricht sich die Regierung für die nächsten 15 Jahren eine Million neue Jobs.